Es ist 05:50 Uhr und ich bin auf dem Weg zum Bus der mich in die Schule bringt. Die Abfahrtszeit ist 05:56 Uhr. Während andere noch nicht einmal ans Aufstehen denken, sitze ich schon im Bus. Ich wohne zwanzig Kilometer von meiner Schule entfernt, mit dem Auto fahre ich fünfundzwanzig Minuten, mit dem Bus eine ganze Stunde. Ich kann von Glück reden, dass der Bus in meinem Wohnort losfährt, sodass ich immer einen Sitzplatz habe. Schüler die zwei Orte später einsteigen, haben dann schon keinen Platz mehr und müssen im engen Gang des Busses stehen, und das obwohl morgens zwei Busse die gleiche Strecke fahren, damit alle Schüler aus meinem Umkreis irgendwie in die Schule kommen.
Es ist wirklich gefährlich in den Gängen zu stehen. Man kann sich kaum festhalten und muss die ganze Zeit Angst haben zu stürzen. Unsere Eltern bezahlen also viel Geld dafür, dass wir im Gang stehen müssen und bei jeder Kurve zittern.
Nach der Schule geht das Chaos dann gleich weiter. An der Bushaltestelle ist ein einziges Gedränge, denn jeder will der Erste im Bus sein, um irgendwie einen Sitzplatz zu ergattern, denn auch nachmittags ist der Bus überfüllt. Doch den Bus zu verpassen, ist die größte Katastrophe. Ich muss teilweise zwei Stunden auf den nächsten Bus warten um meine kleine Heimatstadt, Frauenstein, zu erreichen Nachdem ich dann meinen Bus verpasst habe schaffe ich es logischerweise auch nicht rechtzeitig zu meinen Hobbies. Ich komme viel zu spät zur Musikschule oder in meinen Sportverein, und das ist natürlich mit einer Menge Ärger verbunden. Fast jede Woche erscheine ich nicht pünktlich zum Training oder zum Klarinettenunterricht. Wenn ich meinen Bus verpasst habe, bin ich frühestens 16:30 Uhr zuhause, und dann muss ich noch Hausaufgaben machen und lernen. Wenn ich dann damit fertig bin ist der Tag schon fast vorbei und ich habe keine Zeit, mich noch mit Freunden zu treffen. Ich bin erleichtert wenn ich in mein Bett falle, um mich dann 05:50 wieder aufzumachen.
Frederike Horn, Beraterin des Landesvorstands