13. Februar – Ein Tag in Dresden

5.30 Uhr – Mein Wecker klingelt und ich quäle mich aus meinem Bett. Es ist ein besonderer Tag, ein Gedenktag, denn vor genau 69 Jahren wurde Dresden in de Nacht vom 13.-14. 02. Zerbombt. Ich muss mich beeilen, um meine Bahn zu bekommen und fahre in das Kulturrathaus, wo die Vorbereitungen für den Schülergipfel des Stadtschülerrates Dresdens schon laufen. Die ersten Referenten treffen ein und langsam macht sich Aufregung breit, wir hatten das Banner im Rathaus vergessen. Ich mache mich also auf den Weg und schaffe es gerade noch pünktlich mit dem Banner auf der Königsstraße anzukommen. Der Saal füllt sich immer mehr und ein Murmeln der Schüler liegt in der Luft, unsere Oberbürgermeisterin hat bereits auf dem Podium zusammen mit dem Vorstand des SSR Platz genommen und die Veranstaltung beginnt etwas verspätet um kurz nach 10 Uhr.

Nach ein paar Worten von der Oberbürgermeisterin und Helena aus dem SSR werden unseren hervorragenden Referenten vorgestellt. Es beginnt die Workshop-Phase, in der die knapp 180 Schüler nach 30 Minuten immer wieder zu einem anderen Workshop wechseln. Ich hatte die Aufgabe den Workshop „Plakate gegen Rechts“ zu leiten, bei dem es um Plakatgestaltung für die nachfolgende Kundgebung und Schülerdemonstration ging. Ich hatte trotzdem Zeit um mich kurz mit einigen Referenten zu unterhalten, mich in die Gruppen mit reinzusetzen und einige Informationen aufzusaugen.

Nach der Workshop-Phase folgte eine kurze Mittagspause in der alle Teilnehmer das Essen genossen und sich austauschten. Es folgte die 60-minütige Podiumsdiskussion, in der alle Referenten u.a. über Fragen wie: „Wie sollte man den 13. Februar nutzen? – Demonstrieren oder Trauern?“, diskutierten.

Nach dem erfolgreichen Abschluss des Schülergipfels zogen wir dann mit unseren vorbereiteten Plakaten vor das Kulturrathaus und hielten eine kleine Kundgebung ab, bei der, wie den ganzen Tag, die Presse anwesend war. Nachdem nach der Kundgebung die Veranstaltung offiziell beendet war, räumten wir noch etwas auf und gingen danach zur Schülerdemonstration, die von einem Dresdener Schüler organisiert wurde. Wir kamen am Hauptbahnhof an und zogen  weiter zum Täterspurenmahngang, bei dem an diesem Tag über 2000 Menschen teilnahmen und an die Schuld unserer Stadt erinnerten. Dabei wurden Punkte in Dresden abgelaufen an denen Verbrechen des Naziregimes stattgefunden hatten. Nach mehreren Stunden friedlichen Demonstrierens begannen meine Füße langsam zu schmerzen und ich entschied mich noch kurz an der Menschenkette in der Nähe des Postplatzes teilzunehmen.

Von der Presse wurde vor allem vermittelt, wie friedlich dieser 13. Februar von statten ging und wie positiv es ist das keine Nazis gekommen waren. Ich sehe das kritischer, da immer noch einzelne Gruppen sich in der Stadt aufhielten. Schlimmer ist noch das sie sich unter die Menschen mischten. Sie standen zwischen uns in der Menschenkette und sie legten ihre „Trauerkränze“ genauso wie wir Dresdner auf dem Heidefriedhof ab. Am 12. Februar wurde es für die Nationalsozialisten nach vielen Jahren zum ersten Male wieder möglich durch die Innenstadt Dresdens einen Fackelzug zu vollziehen. Warum werden diese Fakten ausgeblendet? Warum dieser Fackelzug genehmigt? Es gibt also noch viel zu tun und ich werde die nächsten Jahre wieder auf die Straße gehen und ein Zeichen setzen, bis sich kein einziger Nazi mehr in unsere Stadt traut!

Julia Dathe, Vorstandsmitglied