Als ich vor zwei Jahren in den Zug gestiegen bin, um zu Chemnitz 11 zu fahren, wusste ich noch gar nicht, warum ich das überhaupt tue. Mit dem LandesSchülerRat, Partizipation in der Schule und mit den Menschen, mit denen ich mir mein Sachsenticket geteilt habe, hatte ich gar nichts zu tun.
Ich hatte nur durch Freunde von irgendeiner Veranstaltung gehört, ein Wochenende in Chemnitz mit Schülern aus ganz Sachsen. Weil ich Lust hatte, mal einige Tage weg zu fahren und neue Leute kennen zu lernen, habe ich mich angemeldet.
Als wir als Letzte an der TU Chemnitz ankamen, war ich zunächst völlig überfordert. Open Space? Schülerrat? Damit hatte ich nun gar nichts an Hut. Als wir die Open-Space Methode erklärt bekamen und uns aussuchen konnten, an welchen Diskussionen wir teilnehmen möchten, habe ich mich erstmal für Bildungsföderalismus und Rassismus an Schulen eingetragen. Das hatte nichts mit Schülerrat zu tun und da konnte ich mitreden.
In der ersten Diskussionrunde hab ich zugehört und dachte: „Wow, was die alle wissen… So richtig hab ich über meine Schulbildung und deren Probleme noch nie nachgedacht.“ Und das wollte ich so nicht auf mir sitzen lassen. In der zweiten Runde konnte ich schon viel besser mitreden und in der dritten Runde saß ich bei Schülern, die über die ideale Zusammensetzung eines Schülerrates diskutierten. Und als mir erst einmal klar wurde, was ich die ganze bisherige Zeit versäumt hatte, welche Möglichkeiten ich als Schüler zur Mitbestimmung habe und was das für eine Chance ist, wollte ich unbedingt auch in den Schülerrat.
Aber nicht nur die Diskussion hat mir gefallen, sondern vor allem auch die motivierten Schüler um mich herum. Beim Abendprogramm waren schnell neue Kontakte geknüpft und Freunde gefunden, auch viele, denen es vor Chemnitz 11 genau so ging wie mir. Aber auch solche, die sich schon jahrelang engagierten und mir die Schülerratsarbeit näher bringen konnten.
Wieder zu Hause angekommen nahm ich als Gast an einer Sitzung unseres Schülerrates teil, stellte ihnen Chemnitz 11 vor und schaute mir an, was die Klassensprecher sonst noch zu tun hatten. Zu Beginn des neuen Schuljahres kandidierte ich als stellv. Schülersprecher – und wurde auch gewählt!
Innerhalb dieses Jahres interessierte ich mich immer mehr für Schülervertretung, organisierte unser Schulfest und war Ansprechpartner für die Probleme meiner Mitschüler. Zu Beginn des letzten Schuljahres wurde ich dann zuerst zum Schulsprecher, später sogar zur stellv. Vorstandsvorsitzenden unseres Kreisschülerrates gewählt.
Mittlerweile bin ich Berater beim LandesSchülerRat Sachsen – das hätte ich vor zwei Jahren niemals gedacht. Durch Chemnitz 11 bin ich ganz ausversehen in die Schülervertretung „hineingerutscht“ und ich muss sagen, ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie es vorher war. Ich habe wahnsinnig tolle Menschen kennen gelernt, weiß Bescheid über Bildungspolitik und mir macht die Arbeit richtig viel Spaß.
In diesem Jahr findet Chemnitz 13 statt, und auch wenn ihr noch nichts mit dem Schülerrat zu tun habt – Nutzt diese Chance und meldet euch an!
Anne Seifert, Beraterin des LandesSchülerRates Sachsens
Die Texte geben die Meinung des jeweiligen Autors wieder und nicht die des LandesSchülerRates Sachsens.
Weitere Informationen zu Chemnitz13: www.chemnitz13.de
Hier geht es zum Anmeldeformular.