Der LandesSchülerRat Sachsen sieht sich mit den neu veröffentlichten Schülerzahlen bestätigt, weiterhin an das Land für eine komplexere Einstellung von Lehrern zu appellieren. Dass in Sachsen derzeit 2600 Schüler mehr als bislang angenommen unterrichtet werden, lässt Befürchtungen über zu große Unterrichtsklassen, besonders in den Städten, aufkommen. Ausgehend von 28 Schülern pro Klasse wurden so ungefähr 90 Klassen überplanmäßig benötigt.
Durch den größten Zuwachs seit 20 Jahren in den Schulen und den neu veröffentlichten Zahlen sollte die Landesregierung die Zahl der Neueinstellungen im kommenden Februar überdenken. Die 160 geplanten neuen Lehrerstellen im Winter sind nach Auffassung des LandesSchülerRates zu wenig, um den Abgang von Lehrern mit den für das Land überraschend steigenden Zahlen ausreichend zu kompensieren. Der Anstieg der Schülerzahlen ist dem Land seit mehreren Jahren bekannt und muss für die kommende Zeit ein Grund mehr sein, bei den Neueinstellungen von Lehrern nachzubessern. Mit dem Überschuss von 2600 Schülern in der Statistik werden sowieso deutlich mehr Lehrer benötigt.
Eine Begrenzung der Neueinstellungen, obwohl eigentlich nötig, führt zu einer deutlichen Steigerung der durchschnittlichen Zahl an Kindern und Jugendlichen in den Unterrichtsklassen. Mit 23,8 Schülern pro Klasse an Oberschulen und Gymnasien sind die Kapazitäten in vielen Schulen bereits überschritten. Neben Überbelegungen von rund 10 Prozent gegenüber der Schulnetzpläne sehen sich einige Schulen auch mit überfüllten Klassen konfrontiert. Der 29. Schüler im Raum darf keine Lösung sein. Bei unzureichender Planung und Einsparung sieht der LandesSchülerRat die Gefahr, in den kommenden Jahren Klassen mit deutlich über 28 Schülern vertreten zu müssen. Derartige Vergrößerungen der Klassenstärke wirken sich sowohl negativ auf die Schüler als auch auf die Lehrer aus. Eine individuelle Förderung wird zwingend zurückgestellt, wodurch die Leistung Einzelner leiden könnte. Auch für die Unterrichtenden stellen solche Größen eine Belastung dar, ebenso wird bereits von unzureichendem Platz in den Unterrichtsräumen und an Lernmitteln berichtet.
Der Vorsitzende Friedrich Roderfeld dazu: „Die deutlich höheren Schülerzahlen an sächsischen Schulen zeigen genau das Problem auf, auf welches der LandesSchülerRat und viele weitere bildungspolitische Akteure in den vergangen Jahren so vehement hingewiesen haben. Die Einstellungspolitik des Kultusministeriums scheint dem Bedarf nicht gerecht zu werden, das System Schule ist dabei personaltechnisch zu sehr auf Kante genäht. Für die steigenden Schülerzahlen und der zusätzlichen Aufgabe der Integration von Flüchtlingskindern reichen die im Koalitionsvertrag versprochenen Lehrerstellen nicht aus. Ein deutliches Zeichen ist auch der gestiegene Unterrichtsausfall im Vergleich zum letzten Schuljahr. Die Staatsregierung muss das Thema Unterrichtsabsicherung deshalb wieder ganz oben auf die Tagesordnung setzen. Dass Kultusministerin Kurth mit dem Finanzminister Unland in Verhandlungen über neue Lehrerstellen treten muss, zeigt dabei wieder einmal die finanzpolitischen Schwerpunkte dieser Staatsregierung. Die Finanzierung von Bildung muss oberste Priorität haben, sonst werden sich die Probleme bei der Unterrichtsabsicherung deutlich verstärken.