Am Freitag, dem 27. November, war Joanna für den LSR zur Sitzung des Ausschusses für Schule und Bildung des Sächsischen Landtags eingeladen, um dort unsere Sicht als Schülerinnen und Schüler zur neuen Corona-Schutzverordnung darzulegen. Ihre Rede findet ihr unter diesem Beitrag.
Doch was sind unsere Positionen in dieser schwierigen Zeit? Hier noch einmal kurz für Euch zusammengefasst:
Unterricht
Grundsätzlich finden wir, dass kein Unterrichtsmodell Präsenzunterricht angemessen ersetzen kann. Dennoch sind Wechselmodelle, das heißt sich abwechselnde Zuhause- und Präsenzeinheiten, in der jetzigen Zeit unabdingbar. Denn wenn außerhalb der Schulen die Infektionszahlen steigen, steigt auch der Druck auf die Schulen. Immer mehr Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler müssen in Quarantäne. Um diesen Druck zu senken fordern wir ein Wechselmodellkonzept, das der individuellen Situation an den Schulen gerecht werden kann. Nichtsdestotrotz sollten Abschluss- und Vorabschlussklassen weiterhin in Präsenz unterrichtet werden.
Abschlussprüfungen 2021
Wir setzen uns zudem für eine Durchführung der Abschlussprüfungen 2021 ein. Nur so erreichen wir eine bundesweit gerechte Vergleichbarkeit zwischen und innerhalb der Jahrgänge. Allerdings müssen Nachteilsausgleiche wie im letzten Jahr möglich sein, um den besonderen Bedingungen der letzten beiden Schuljahre gerecht zu werden. Dabei ist uns aber auch die Klarstellung wichtig, dass eine Durchführung von Prüfungen letztlich von den Gesundheitsbehörden als vertretbar eingestuft werden muss.
Masken in der Schule
Wir sehen ebenfalls ein, dass Mund-Nasen-Bedeckungen im Moment eine hilfreiche Maßnahme zur Bekämpfung des Infektionsgeschehens an Schulen sind. Niemand wünscht sich Masken im Unterricht. Dennoch glauben wir, dass sie für alle Jahrgänge derzeit angemessen sind. In der Sekundarstufe 1 sollte das besonders die Fächer betreffen, in denen sich Klassen mischen, also Religions- oder Ethikunterricht sowie Fremdsprachen oder Profilunterricht. In der Sekundarstufe 2, in der durch das Kurssystem ständig eine Mischung stattfindet, ergibt sich aus unserer Sicht derzeit keine Alternative zum MNS. Allerdings sollten Schulen dafür Sorge tragen, dass Klausuren und längere Leistungserhebungen in größeren Räumen stattfinden, damit die Schülerinnen und Schüler während der Bearbeitung die Masken abnehmen können.
Weihnachtsferien
Wir erachten die Verlängerung der Weihnachtsferien als nicht notwendig.
Sportunterricht
Sportunterricht hat für uns im Moment keine Priorität. Wichtig ist vor allem, dass Infektionsschutzmaßnahmen konsequent eingehalten werden. Masken im Sportunterricht stellen für uns allerdings keine sinnvolle Maßnahme dar, sondern eine Belastung für Schülerinnen und Schüler. Für die Sekundarstufe 2 sollte dennoch eine Möglichkeit gefunden werden, Sportunterricht stattfinden zu lassen, da dieser für die Bewertungen im Abitur relevant sein kann. Dabei sollte theoretischer Unterricht nicht ausgeschlossen werden.
Alle diese Punkte hat Joanna für uns in den Ausschuss eingebracht, der anschließend seine Stellungnahme zu den geplanten Maßnahmen formulierte. Unsere Gedanken könnt Ihr zudem auch noch einmal in unserer Pressemitteilung nachlesen, die findet Ihr hier. Ihr wollt immer über unsere Pressemitteilungen informiert werden? Dann meldet Euch hier bei unserem Presseverteiler an.
Hier lest ihr noch einmal Joannas Rede:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrte Damen und Herren,
vorab vielen Dank für die Möglichkeit, heute hier sprechen zu dürfen.
Joanna Kesicka, Vorsitzende des LSR Sachsen am 27.11.2020 im Sächsischen Landtag
Es ist kein Geheimnis, dass die Pandemie die Schulen unvorbereitet getroffen hat. Schulschließungen waren im Frühjahr eine notwendige Maßnahme, die jedoch vermutlich alternativlos war. Der Antrag, der heute vorliegt, will vor allem diese Frage stellen: Was haben wir aus der Vergangenheit gelernt, um es zukünftig besser zu machen?
Da müssen wir unterscheiden und feststellen, dass die Situation heute im Herbst in vielen Aspekten der im Frühjahr ähnelt, aber dennoch erhebliche Unterschiede aufweist. Von März zu November war es gerade der Lernprozess der Regierung, zu dem Schluss zu kommen, dass Schulen im Kampf gegen die Pandemie nicht als erstes schließen sollten. Die Staatsregierung beruft sich hierbei zurecht auf die sächsischen Schulstudien, die diese Ansicht stützen. Dennoch: die Zahlen außerhalb der Schulen steigen in die Höhe, und das führt bei uns Schülerinnen und Schüler zu großer Besorgnis.
Höhere Infektionszahlen außerhalb der Schulen bedeuten leider auch höhere Zahlen innerhalb der Schule. Der Druck auf die Schulen wächst. Die Ankündigung von Anfang November, dass ein Lockdown light diesen Druck mindern kann, haben sich offenkundig nicht erfüllt. Natürlich, wir Schülerinnen und Schüler spüren die Belastung, die auf den meisten Schulen aktuell liegt: aufwendige Hygienekonzepte, ständiges Lüften, regelmäßig Quarantänefälle im eigenen Umfeld und bei Lehrkräften – manchmal gar Teilschließungen. Diese generelle Unsicherheit und Besorgnis bei den Beteiligten erschwert den Unterrichtsbetrieb enorm, und das geht letztlich zu Lasten der Schülerschaft. Es beeinträchtigt unsere Möglichkeit, das Lernen effektiv und normal fortzusetzen. Wenn, so unsere Auffassung, sich die Situation in den nächsten 14 Tagen nicht bessert, braucht es eine Abkehr vom Schulbetrieb in der Form der letzten vier Wochen. Es braucht einen Mittelweg zwischen den 100 % Präsenz, die noch im November, auch bei vielen Schülerinnen und Schülern, als Weg der Wahl galten, und dem vollständigen Fernunterricht vom Frühjahr.
Dieser Mittelweg heißt: Wechselmodell. Dieses Modell, so glauben wir derzeit, braucht kleinere Lerngruppen durch Klassenteilung, mit einem Wechsel aus Präsenz- und Fernunterricht. Schulen müssen dabei individuell auf ihre Bedürfnisse eingehen können. Auch müssen sie jüngere Schülerinnen und Schüler und Abschlussklassen besonders berücksichtigen und uns Schülerinnen und Schüler direkt in den Entscheidungsprozess integrieren.
Es braucht diesen Mittelweg, solange die Infektionszahlen vor Ort nicht auf moderates Niveau sinken, er ist die beste Infektionsschutzmaßnahme. Natürlich, diese Wechselmodelle bringen Probleme mit sich. Doch wir betonen: Präsenzunterricht kann dem Homeoffice qualitativ keine Konkurrenz machen. Ein entscheidendes Problem dabei ist, dass wir seit der 1. Welle nicht ausreichend bei der Digitalisierung vorangekommen sind.
Es ist zwar einiges ins Rollen gekommen, zu nennen sind die Mittel des Digitalpakts und das Sofortprogramm zur Anschaffung technischer Geräte, die Lernplattform LernSax wurde erneuert und BYOD („Bring your own device“, Anmerk. d. Red.) ist über Nacht zum Standardmodell geworden. Diese Entwicklungen sollten nicht als Eintagsfliege enden, sondern müssen auch nach der Pandemie erhalten bleiben und verbessert werden. Doch weiterhin bleiben Probleme im System: schlechte Internetverbindungen, teilweise fehlende Endgeräte für Schülerinnen und Schüler und die gesteigerte, aber noch nicht ausreichende digitale Kompetenz aller Lehrkräfte.
Hier liegen wichtige Antworten auf die Frage, was aus der Pandemie über die Zukunft der Bildungslandschaft in Sachsen zu schlussfolgern ist. Die Normalität ist noch in der Ferne und deswegen muss man im hier und jetzt natürlich über Infektionsschutz an Schulen debattieren, und wie wir ihn gestalten. So ist die Maskenpflicht gerade außerhalb der Klassenräume, wo man sich klassenübergreifend begegnet, nach wie vor wichtig. In der Sekundarstufe I sollten die Schulen über eine Maskenpflicht im Unterricht entscheiden können, wenn es um gemischte Gruppen wie z.B. im Ethik-/Religionsunterricht oder in den Fremdsprachen geht und der Mindestabstand nicht eingehalten wird. Ebenfalls ist die Maskenpflicht in der Sekundarstufe II eine unbeliebte, aber hinnehmbare Notlösung vor Schulschließungen.
Im Gegensatz dazu ist im Sportunterricht aktuell weder Maskentragen noch Training außerhalb der Sporthalle eine Option, wenn hier keine strengeren Infektionsschutzmaßnahmen befolgt werden können, sollte der praktische Sportunterricht ausgesetzt werden können.
Wir müssen leider auch in diesem Schuljahr auf den Notendruck schauen. Wir setzen auf präsente Abschlussprüfungen, aber das wir für pandemiebedingtes zu-Hause-Lernen weitere Nachteilsausgleiche brauchen – auch zwecks Gleichbehandlung mit den vorherigen und den folgenden Jahrgängen – wird immer klarer.
Gleichbehandlung und Fairness gegenüber allen Schülerinnen und Schülern muss das Ziel auch in Zukunft sein, bei Infektionsschutz wie beim Pädagogischen, unabhängig von Alter, Schulart oder sozialer Situation der jeweiligen Schülerinnen und Schüler.
Die Staatsregierung darf deswegen nicht müde werden, die beschriebenen und bekannten Maßnahmen konsequent umzusetzen, denn den bestmöglichen Unterricht für die Schülerinnen und Schüler sicherzustellen, ist ihre Aufgabe – und wir haben dabei ein Recht auf gute Bildung genauso wie auf beständige Gesundheit.
Vielen Dank.