Alles eine Frage des Talents – Debatte um Motivationsnoten in Musik, Kunst und Sport

„Musikpraktische“ Noten sind verhasst und geliebt zugleich. Geliebt von denen, die in ihrer Freizeit ohnehin ein Instrument spielen oder Gesangsunterricht besuchen. Gehasst vor allem von denjenigen, die im musikalischen Bereich absolut gar kein Talent vorzuweisen haben. Wenn nicht die gewünschte Note, sondern eine 3 oder 4 herauskommt, lautet es oft: „Jetzt wird man hier schon bestraft nur, weil man einfach kein Talent hat. Was kann ich denn dafür?“
Aus diesem Grund wurde die Debatte um die sogenannten Motivationsnoten ins Rollen gebracht. In Fächern, wie Sport, Musik und Kunst, in denen es nicht zu verleugnen ist, dass auch die erblichen Voraussatzungen, sprich das Talent, eine gewisse Bedeutung haben, sollen in bestimmten Abständen Motivationsnoten gegeben werden, welche sich nicht nach den Leistungen der Schüler, sondern gerade nach ihrer Motivation und ihren Anstrengungen richten. Auf diese Weise möchte man einen Ausgleich schaffen.
Auf der einen Seite kann ich den Gedanken hinter dieser Überlegung sehr gut nachvollziehen. Auch ich habe mich schon mal geärgert, wenn meine offensichtlich talentiertere Klassenkameradin in Kunst die Aufgabenstellung „Gestalten Sie ein Selbstportrait.“ richtig gut umsetzte und mein Resultat irgendwen, aber ganz sicher nicht mich abbildete.
Auf der anderen Seite stelle ich mir die Frage, ob es nicht ungerecht wäre, wenn man zwar in Musik, Sport und Kunst Motivationsnoten gibt, nicht aber in Fächern wie Mathe, Deutsch, Französisch oder Physik. Schließlich ist es doch auch eine Sache der Veranlagung, ob mir Mathe liegt oder nicht, ob ich gut interpretieren kann oder eben nicht.
Machen wir uns nichts vor, einen gewisse Rolle spielt das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Talent nicht nur in den Fächern Kunst, Musik und Sport, sonder nahezu in allen Fächern. Der eine ist besser in Französisch, der andere ist besser in Chemie und wiederrum ein anderer ist ein wahres Musikgenie. Mit Fleiß, Ehrgeiz und Motivation aus eigenem Antrieb kann man bereits einiges erreichen. Interessen, Neigungen und Talente sind nun mal verschieden und das ist auch gut so, denn auf diese Weise gleichen sich die „ungerechten“ Noten auch ganz gut aus.

Kristina Haarbeck


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