Wer einen Blick nach Schweden wirft, dem wird klar, wie weit Deutschland im Punkt Inklusion hinter anderen Ländern zurückliegt – und wie gut das System Inklusion funktionieren kann. Sachsen steht im Vergleich zu anderen Bundesländern noch ganz gut da. In einigen Städten und Schulen werden bereits einzelne Schüler inklusiv beschult.
Ein gutes Beispiel für ein bereits funktionierendes System ist das Vitzthum-Gymnasium in Dresden, das bereits erfolgreich 18 Schüler mit Seh-, Hör- und anderen körperlichen Behinderungen, sowie mit psychischen/emotionalen Einschränkungen aufgenommen hat. Die Schule wurde erst vor ein paar Jahren eröffnet und ist barrierefrei gebaut, zudem besitzt sie einen Fahrstuhl. Es wurden zwei Sozialpädagogen fest eingestellt, die nun in allen Pausen in einem kleinen Büro für die Schüler und deren Fragen und Probleme zur Verfügung stehen. Außerdem werden vor allem in den fünften und sechsten Klassen hospitierende Lehrer eingesetzt, die, wenn sie gerade eine Freistunde haben, inklusiv beschulten Schülern zugeteilt werden und ihnen im Unterricht helfen.
Im Gespräch mit der Schulleiterin wurde jedoch klar, dass deutlich mehr Schüler aufgenommen werden könnten, wenn die Klassen kleiner gestaltet werden würden. In zu großen Klassen ist es meist nicht möglich, mehr als einen oder höchstens 2 Schüler mit körperlichen oder geistigen/emotionalen Einschränkungen einzugliedern. Dieser Forderung nachzukommen gestaltet sich jedoch schwierig, da die Schule nicht genügend Klassenzimmer besitzt.
Der Gedanke hinter der Inklusion in Sachsen ist eine hervorragende Möglichkeit, Schüler mit und ohne Behinderungen von- und miteinander lernen zu lassen, die Grundvoraussetzungen dafür fehlen jedoch noch an vielen Schulen.
Zur Umsetzung ist die Einstellung von mehr Sozialarbeitern notwendig, die für die Probleme und Belange der Schüler immer ein offenes Ohr haben, wie zum Beispiel für die Sensibilisierung von Schülern und der Öffentlichkeit zum Thema Behinderungen. Ebenfalls bieten sich Weiterbildungen für Lehrer in Bezug auf Sonderpädagogik an. Schulen, die vor der Modernisierung stehen, sollten möglichst barrierefrei gebaut und auch mit speziell ausgebildetem Personal ausgestattet werden, um jedem Schüler, der die Lernleistungen erfüllen kann, die Möglichkeit zu bieten, diese Schulen zu besuchen.
Natürlich ist es nicht möglich alle Förderschüler in Mittelschulen und Gymnasien zu inkludieren. Der Sinn der Inklusion besteht auch nicht darin Förderschulen abzuschaffen, sondern lediglich den Schülern, die die Möglichkeit nutzen wollen, den Besuch einer Mittelschule oder eines Gymnasiums zu ermöglichen.
Es wird deutlich, dass die Thematik Inklusion als Prozess wahrgenommen werden muss. Deutschland befindet sich dabei erst in der Anfangsphase. Es ist jedoch wünschenswert diesem Prozess weiter zu folgen und allen Schülern die Möglichkeit zu geben, sich in „normalen“ Schulen zu integrieren – erfolgreiche Beispiele beweisen es.
– Julia Dathe, Vorstandsmitglied des LandesSchülerRat Sachsen