Obrigkeit raus aus den Schulen

In der Pause: Eine Schülerin neckt ihren Mitschüler, beide jagen sich durchs Schulhaus. Ein Lehrer erwischt sie, den Rest ihrer Pause verbringen sie im Gang mit Blick an die Wand.
Im Musikunterricht: Ein Schüler öffnet seinen Mund nicht richtig. Jetzt muss er alleine vor der Klasse singen, während die Lehrerin ein anderes Lied spielt, um ihn aus dem Takt zu bringen.
Auf der Klassenfahrt: Weil in einem Zimmer auch nach Nachtruhe immer noch geflüstert wird, werden die Insassen in Schlafkleidung vor die Tür gestellt.

Zahllose solche und ähnliche Szenen spielen sich täglich in zahllosen Schulen ab. Einige Lehrer und Lehrerinnen nutzen ihre Macht gegenüber dem Schüler aus, um sich persönlich überlegen zu fühlen. Sie dürfen zu spät kommen, sie dürfen Dinge vergessen, sie dürfen bestrafen, erziehen. Für sie gelten andere Regeln, sie sind eine andere Klasse Menschen.

Das Klima, das von einigen Lehrkräften ausgeht, schlägt sich negativ auf die Schülerschaft nieder. Abneigungen gegen einzelne Kollegen hindern die konstruktive Lernatmosphäre. Beschwerden bei anderen Lehrkräften belasten den Frieden im Lehrerzimmer. Angst vor Repressionen machen den Schulgang (noch) beschwerlicher. Machtmissbrauch macht alle guten Vorsätze des Systems Schule kaputt.

Für eine gute Lernerfahrung und eine Zusammenarbeit zwischen Lehrendem und Lernendem ist ein positives Verhältnis notwendig. Das Ziehen an einem Strang kann nicht durch persönliche Feindschaft erreicht werden. Deswegen müssen wir bemüht sein das Aufblicken der Schülerschaft bzw. das Hinabschauen der Lehrerschaft aufzuheben. Ein engeres, symmetrischeres Verhältnis zwischen den beiden Kerngruppen der Schule muss erzielt werden.

Darum brauchen wir eine umfassende und regelmäßige Evaluation der Lehrerschaft durch die Schülerschaft selbst. Durch die, die den meisten Kontakt haben und die Auswirkungen am härtesten zu spüren bekommen. Einen umfassenderen Artikel zur Evaluation von Lehrerinnen und Lehrern findet ihr hier.

Doch das alleine reicht nicht, Studieninteressierte, die durch den Willen zur Machtausübung angetrieben werden, dürfen gar nicht erst in das Schulsystem gelangen. Vor einem Studium müssen die Bewerber und Bewerberinnen hinsichtlich ihrer Motivationen überprüft werden.

Natürlich ist dieser Text ein Jammern auf hohem Niveau und die Forderungen mögen in Zeiten des Lehrermangels wie ein schlechter Scherz klingen. Schließlich ist eine Lehrkraft, die das Schulklima negativ beeinflusst, immer noch besser als gar kein Unterricht. Doch auch nachgestellten Themen sollte Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Jonas Fischer
Vorstandsmitglied im LandesSchülerRat Sachsen

Die Texte geben die Meinung des Autors wieder und nicht die des LandesSchülerRates Sachsen.