Bei diesem Datum kommen mir so viele Gedanken auf einmal in den Kopf, aber ich werde probieren sie zu ordnen und so, ein Jahr danach noch einmal Revue passieren zu lassen.
Angestoßen durch die Aktion der Schülervollversammlungen in Chemnitz diskutierte der damals neu gewählte Vorstand des LSR diese Problematik und es wurde schnell klar, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt. Dort demonstrierten schon rund 2500 Schülerinnen und Schüler gegen den Lehrermangel. Man einigte sich darauf, den Aktionstag von Chemnitz auf ganz Sachsen auszuweiten.
Wenige Wochen vor dem Aktionstag bildete sich ein Bündnis aus uns, dem Landeselternrat und den sächsischen Lehrergewerkschaften um auf den Lehrermangel an Sachsen Schulen aufmerksam zu machen und ein klares Zeichen zu setzen.
Man einigte sich im Bündnis schnell auf einen Forderungskatalog, denn eins war klar: wenn nicht endlich etwas getan wird, wird dies entscheidende Konsequenzen für die Bildung in Sachsen haben. In den nächsten Wochen planten die Städte Chemnitz, Leipzig und Dresden, sowie der Landkreis Bautzen ihre Aktionen in lokalen Aktionsbündnissen und wir als LSR koordinierten die sachsenweiten Aktionen.
Was an diesem Tag passieren sollte hat uns wohl alle überrascht: die Zahl der teilnehmenden Schulen, der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler sowie die mediale Aufmerksamkeit übertrafen alle unserer Vorstellungen.
Rund 22 000 Schülerinnen und Schüler setzten an diesem Tag ein Zeichen gegen den Lehrermangel in Sachsen. Mit ihren ganz eigenen Aktionen: sie begruben die Bildungspolitik, verteilten Rote Karten mit ihren Forderungen an die Bildungspolitik oder bildeten eine 800 Meter lange Menschenkette und setzten so ein Zeichen.
Aber warum genau war dieser Aktionstag nötig und was hat sich seitdem verändert? Bis 2020 werden laut Analysepapier des Kultusministeriums 82 Prozent der jetzt unter Vertrag stehenden Lehrerinnen und Lehrern in den Ruhestand gehen. 82 Prozent, die nicht adäquat ersetzt werden. Mehr noch, der Freistaat plante sogar 2 000 Lehrkräftestellen weniger ein, obwohl die Zahl der Schülerinnen und Schüler um 15 000 Schüler bis 2020 steigen wird. Das führt unaufhaltsam zu Unterrichtsausfall und zwar so massiv, dass unsere Abschlüsse stark gefährdet sind.
Lange Zeit seiner Legislatur widmete der Landesvorstand diesem Thema. Es wurden zahlreiche Gespräche geführt, Aktionen durchgeführt und Lösungsansätze präsentiert.
Nicht ohne Ergebnisse: Der Freistaat hat dieses Thema mittlerweile auf der Agenda. Mit 1/3 der Ausgaben im sächsischen Haushalt ist der Bildungs- und Wissenschaftsbereich klar vorne (nein, es ist noch nicht genug, aber es ist ein Anfang). Der Abbau der Lehrstellen wurde gestoppt und man stellt derzeit neue Lehrer ein.
Aber auch an den Hochschulen wird probiert etwas zu tun: Die Anzahl der Studienplätze wurde zum Beispiel erhöht und Konzepte zum Seiteneinstieg sind in der Debatte.
Ein Jahr danach kann ich nun zurückblicken und sagen, dass sich der Aufwand und die Arbeit gelohnt haben. Wir dürfen nun nicht aufhören, das Thema aus den Augen zu verlieren oder nachgiebig werden. Ich möchte mich außerdem erneut bei allen Unterstützern bedanken, die den Aktionstag damals ermöglicht haben und uns auch anschließend weiter tatkräftig begleitet haben.
Lucy Demers,
Vorstandsmitglied und Bundesdelegierte des Landesschülerrates Sachsen
Die Texte geben die Meinung des jeweiligen Autors wieder und nicht die des LandesSchülerRates Sachsens.