Aus dem Alltag einer sächsischen Abiturientin

Freitag ist Deadline. Jedes Mal, wenn mein Blick die beiden fetten roten Wörter in meinem Kalender streift, blättere ich panisch um. ABGABE PRÜFUNGSZETTEL.Jetzt wird’s ernst – ich bin in der 12. Klasse eines Chemnitzer Gymnasiums und mache dieses Jahr Abitur. Hoffentlich. Denn vorher muss ich mich erst mal entscheiden, in welchen fünf Fächern ich mich prüfen lassen will. Eigentlich war ich mir in der 11. Klasse schon relativ – Deutsch und Kunst als Leistungskurse schriftlich, dazu noch Geschichte schriftlich und Mathe und Englisch mündlich. Fertig aus, eine Kombi mit der ich gut leben konnte. Jetzt hat mein entscheidendes Schuljahr angefangen und alles ist anders. Meine Leistungskurslehrerin für Deutsch ist ab Dezember für die nächsten 12 Wochen krank. Ganz nebenbei ist sie auch noch meine Englischlehrerin. Ob ich eine Vertretung bekomme? Keine Ahnung, ich hoffe. Für Deutsch wahrscheinlich schon, aber ein Lehrerwechsel mitten im Schuljahr im LK Deutsch ist auch nicht wirklich das Gelbe vom Ei ein halbes Jahr vor der Abiturprüfung. Und im Grundkurs Englisch? Ich bin skeptisch. Schaue ich mir eben ein paar Filme auf Englisch an, quasi „Aufgaben als Hausaufgabe erledigen“, das reicht fürs Abi bestimmt.Achso, meine Geschichtslehrerin ist voraussichtlich auch das nächste Schuljahr komplett krank. Prüfungsfach Numero drei ohne Lehrer, check. Da ich mich in Geschichte auch noch schriftlich prüfen lassen wollte, ist die Lage noch prekärer, da wir den Lehrplan wohl kaum noch schaffen können, auch wenn wir jetzt einen Vertretungslehrer bekommen haben. Aber an einen neuen Lehrer muss man sich ja auch erst einmal gewöhnen, der muss sich auch einarbeiten usw. und die Uhr tickt.Ich starre auf den Zettel und bin verzweifelt. Am Ende werde ich mich wohl doch in Gemeinschaftskunde und nicht in Geschichte prüfen lassen, obwohl ich Geschichte deutlich mehr mag. In GK wurde mein Kurs immerhin nur mit einem zweiten zusammengelegt und ich sitze freitags im letzten Block in einem 25 – Mann starken Kurs. Die Arbeitsatmosphäre ist spitze. Egal, immerhin überhaupt Unterricht. Abitur olé.

Johanna Luther im September 2012

Die Texte geben die Meinung des jeweiligen Autors wieder und nicht die des LandesSchülerRates Sachsens.