Nichts von Ahnungslosigkeit oder Politikverdrossenheit der Jugend war auf dem Confestival 2012, einer Veranstaltung zwischen Konferenz und Festival, in Dresden zu spüren. Die sächsische Staatsregierung hatte zu diesem Jugendkongress geladen, um sich Meinungen zu ihrer bisherigen Arbeit und konkrete Vorschläge für die Entwicklung Sachsens zu holen. Ministerpräsident Stanislaw Tillich sowie die Ministerinnen für Kultus und Soziales bekamen wie gewünscht klare Worte zu hören – mehr womöglich als Ihnen lieb gewesen ist.
Für diesen Zweck verwandelte sich das Labortheater der Hochschule für Bildende Künste am Wochenende zusammen mit rund hundert engagierten Jugendlichen in ein Ideenlabor. Nach einer musikalischen Eröffnung durch die Bautzener Band „Cafe Jazz“ und dem Grußwort der Kultusministerin Brunhild Kurth sammelten sie in einer offenen Fragerunde die Themen für drei Diskussionsphasen. Neben dem Trio Schule – Ausbildung – Studium sprachen sie auch über den demografischen Wandel, Familienpolitik, Basisdemokratie und Integrationsmöglichkeiten, sodass eine inhaltliche Bandbreite bezeugt werden konnte, die über das spezifische Interesse der U-20 Gruppe hinaus ging. In den vorbereitenden Arbeitsgruppen wurden die Themen anschließend nach dem Ist-Stand seziert, um konkrete Maßnahmen für das Erreichen der gewünschten Ziele finden zu können. In diesen interessanten, produktiven Phasen fanden viele gute, neue Ideen ihren Weg auf die Resümee-Zettel, die anschließend den Ministern übergeben werden sollten.
„Zusammentrommeln“ lautete deshalb der letzte Programmpunkt vor der Präsentation der Ergebnisse – und ein ähnliches Trommelfeuer ließ die Staatsregierung gelegentlich erstarren. Denn auch wenn die Moderatoren nur die kurze Zeitspanne von einer Minute für die Darlegung ihres Thema hatten, fühlten sie der Problematik auf den Grund, sparten nicht an Kritik und formulierten klare Forderungen an die drei Minister. Tillich, Kurth und Clauß ließen sich jedoch nur auf ganz wenige Zusagen festnageln. Sie nahmen den Zettelkasten zur Auswertung in die Ressorts mit und versprachen, in einem halben Jahr Rechenschaft zu geben.
Georg Heyn, stellvertretender LSR-Vorsitzender, resümierte: „Diese Veranstaltung wird sich nicht nur an dem messen lassen, was heute passiert ist, sondern was von den Wünschen und Ideen der Jugendlichen in der nächsten Zeit auch umgesetzt wird.“
Dass das Engagement der teilnehmenden Jugendlichen, welche ohne Vorauswahl und aus eigenem Interesse anreisten, leider nicht repräsentativ ist, wissen sie und machen eine mangelnde Demokratieerziehung des Freistaates dafür verantwortlich. So positionierte sich Paul aus Leipzig: „Das Confestival war gut um zu sehen, dass es doch Jugendliche in Sachsen gibt, die sowohl Lust auf Politik haben und die auch an Entscheidungsprozessen, die sie selber betreffen und die kein Politiker im Alter von 50 Jahren für sie entscheiden kann, beteiligt werden wollen.“
So gab das ConFestival einen guten Rahmen für zwei produktive Tage des Austausches, aus dem viele Schüler effiziente Ideen für ihren Kreis oder ihre Schule verwirklichen können. Inwiefern die Regierung tatsächlich auf die „umworbene Generation“ eingehen wird, werden die Erfahrungen des nächsten Schuljahres zeigen.
Ein Grundstein wurde gelegt – auch wenn er kleiner ausgefallen ist als von manchem erhofft.
Peter Starke, Schülervertreter am Lessinggymnasium Hohenstein-Ernstthal
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