Am 28.03.2012 findet ein sachsenweiter Aktionstag gegen den bevorstehenden Lehrermangel im Freistaat statt. Bereits am Vormittag wird es kleinere Veranstaltungen an verschiedenen Schulen geben. Am Nachmittag ist dann ab 15.30 Uhr eine Demonstration unter dem Motto „Bildet die Rettung, Rettet die Bildung“ geplant. Wir haben mit Jonathan Wachler (19), Pressesprecher des Landesschülerrat Sachsen (LSR Sachsen), über den Tag gesprochen.
OTTOKAR: Was steht hinter dem Aktionstag?
Jonathan Wachler: Aktuell wird über den Doppelhaushalt 2013/14 verhandelt. Und noch bevor dieser in den Landtag kommt, wollen wir ein Zeichen setzen, dass wir mit den bisherigen Prioritätensetzungen nicht zufrieden sind.
OTTOKAR: Wer hat das Ganze ins Rollen gebracht?
Jonathan Wachler: Schon am 04.01.2012 protestierten in Chemnitz Schüler mit verschiedenen Aktionen gegen den Lehrermangel an ihren Schulen. Nach den Neuwahlen des Landesschülerrates Sachsen wollte der neue Vorstand die Aktionen auf ganz Sachsen ausweiten. Mit den Lehrergewerkschaften und den Elternräten haben wir starke Partner gefunden, die gemeinsam mit uns arbeiten. Vor Ort werden die Veranstaltungen von lokalen Aktionsbündnissen, in denen Schüler, Eltern und Lehrer arbeiten, geplant und durchgeführt.
OTTOKAR: Wie genau wird der Aktionstag aussehen?
Jonathan Wachler: Am Vormittag soll es in einzelnen Schulen Schülervollversammlungen geben, bei denen dieSchüler für das Thema sensibilisiert werden. Am Nachmittag sollen die Schüler den Protest dann auf die Straße bringen, um auch die Öffentlichkeit zu informieren und zu zeigen, dass sie nicht schweigen werden, wenn es um ihre Zukunftsperspektiven geht. Gleichzeitig wollen wir eine Verbindung vom Landtag bis zum Kultus- und Finanzministerium am Carolaplatz herstellen.
OTTOKAR: Was soll sich ändern? Welche Vorschläge habt Ihr?
Jonathan Wachler: Wir haben auf Landesebene einen Forderungskatalog gemeinsam mit den Lehrergewerkschaften und dem Landeselternrat erarbeitet, der auch von den lokalen Aktionsbündnissen getragen wird. Wir fordern die sächsische Staatsregierung auf, endlich einen Bildungshaushalt zu verabschieden, der sich an der Realität orientiert und die Zukunftsfähigkeit der sächsischen Schullandschaft sichert. Dazu braucht es bedarfsgerechte Neueinstellungen, eine langfristige Strategie gegen den Lehrermangel und eine Attraktivitätssteigerung des Lehrerberufs in Sachsen. Dazu zählen die Verhinderung von Abordnungen, die Senkung des Klassenteilers, eine praxisnahe Ausbildung und die Förderung von Förder-, GTA-, AG- und Projektstunden.
OTTOKAR: Wie sollte es Eurer Meinung nach laufen?
Jonathan Wachler: Bei gravierenden Problemfällen, die alle Schulen in Sachsen betreffen, müssen alle an der Schule beteiligten Parteien gehört werden. In den einzelnen Schulen gibt es nicht ohne Grund eine Drittelparität zwischen Lehrern, Eltern und Schülern in der Schulkonferenz. Derzeit ist die sachsenweite Lehrerplanung nur eine Mangelverwaltung und keine Zukunftsgestaltung.
OTTOKAR: Mit wie vielen Teilnehmern rechnet Ihr?
Jonathan Wachler: Die Teilnehmerplanung ist schwierig. Sachsenweit hoffen wir auf die Beteiligung von 2.000 Schülern. In Dresden werden einige Hundert Schüler bei dezentralen Aktionen dabei sein und auch 200 bis 300 Schüler bei der Demonstration starten.
OTTOKAR: Wen wollt Ihr noch an Eurer Seite sehen?
Jonathan Wachler: Dabei sein wird auf jeden Fall der Vorsitzende des Landesschülerrates Sachsen, Konrad Degen, der am Carolaplatz auch eine Rede halten wird. Wir hoffen, dass sich auch einige Landtagsabgeordnete den Demonstranten anschließen. Dazu können wir aber zum jetzigen Zeitpunkt noch keine definitive Aussage fällen.
OTTOKAR: Vielen Dank für das Interview.