„Wir werden die Lehrpläne anpassen, um noch mehr Platz für die politische Bildung im Unterricht zu schaffen.“, kündigte Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich zur Sondersitzung im Sächsischen Landtag am Montag an. Nach fremdenfeindlichen Ausschreitungen wie in Clausnitz und Bautzen, sollen Lehrer mehr dazu angehalten werden, mit ihren Schülern über politische Themen zu diskutieren. Dafür möchte Kultusministerin Brunhild Kurth kein neues Unterrichtsfach einführen, sondern bei einzelnen Unterrichtsfächern sparen, um der Demokratie mehr Platz im Unterricht zu verschaffen. Dies würde weniger Faktenwissen, dafür aber wichtige Kompetenzen für ein lebenslanges Lernen bedeuten. Auch der LandesSchülerRat Sachsen fordert seit langem, dass politische Bildung und kritisches Denken als Bestandteil schulischer Kompetenzvermittlung wieder zu etablieren ist. Die geforderten Freiräume würden nun also entstehen und auch der Mangel an Flexibilität der Inhalte würde sich so verbessern. Der bereits bestehende GRW-Unterricht ist in Sachsen mit einer Ausnahme allerdings weder ein Leistungskurs, noch setzt er nach unserer Auffassung rechtzeitig ein. Auch die wöchentliche Stundenanzahl ist um mindestens eine Stunde zu niedrig angesetzt. Die Vermittlung des Stoffes hängt am Ende auch immer vom Lehrer ab. Daher ist die Schaffung von Freiräumen, um offen und ausreichend über aktuelle Themen sachlich neutral zu diskutieren, ein guter erster Schritt. Wenn der Lehrer über die Unterrichtszeit im GRW-Unterricht freier verfügen kann, lässt sich der Unterricht optimaler gestalten. Dazu braucht es natürlich auch intensive Fortbildungen der Lehrkräfte, um qualifiziert offenere Unterrichtsmethoden, wie Diskussionsforen, moderieren zu können. Wenn die Möglichkeiten da sind, sollten Hemmschwellen auch abgebaut werden. Grundsätzliches Vertrauen in die Kompetenzen des Lehrpersonals ist darum wichtig. Wo genau der Unterricht dafür eingespart werden könnte, lässt noch Diskussionsstoff übrig.
Anna Marie Freiberg, Beraterin im LandesSchülerRat Sachsen