Es war nebelig und kalt, als ich am 10.10.2015 gemeinsam mit Annika und Lisa in den Zug stieg. Unsere Reise führte uns nach Bergen in Norwegen. Dort haben wir eine Woche lang die Schule besucht, mit Schülern und Lehrern gesprochen und uns so ein Bild vom norwegischen Schulsystem gemacht. Da die skandinavischen Länder in Pisastudien meist die ersten Plätze belegen nahmen wir sie als Vorbild. Es war unser Ziel, Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zu finden und zu ermitteln, inwieweit diese Unterschiede sich auf das Lernverhalten der Schüler auswirken. Die Schüler beider Länder sollten die Möglichkeit besitzen, alternative Lehrmethoden kennenzulernen sowie etwas vom anderen Land zu erfahren. Dabei sollte nicht nur der Schulalltag als Hauptpunkt, sondern auch der Alltag im jeweils anderen Land dazu dienen, neue Einblicke zu gewinnen. All das entstand aus einer Idee von „Chemnitz 15“, wo wir feststellten, dass die Unterrichtsvermittlung in Deutschland neuen Schwung braucht. Gefördert und unterstützt wurden wir dabei vom evangelischen Landesjugendpfarramt Dresden und durch die Sächsische Jugendstiftung mit ihrem NOVUM Programm.
Übernachten durften wir bei einer netten Familie in der Nähe von Bergen. So bekamen wir auch die sympathische norwegische Mentalität zu spüren, nur der Weg zur Schule war etwas schwierig. Zum Bus ging es einen steilen Hang abwärts, der nicht immer sicheren Halt bot. Die Stadt jedoch liegt idyllisch zwischen riesigen Bergen an einem Fjord. Die Landschaft war atemberaubend schön und nicht nur die Natur begeisterte uns, sondern auch die Schule. In Norwegen ist es meistens ganz normal, dass Schüler im Unterricht mit ihren Laptops arbeiten. Diese sind sogar oft fest in den Unterricht eingebunden. Die Schüler können sich über ein schuleigenes System mit den Lehrern austauschen. Die Medienkompetenz der Schüler ist dementsprechend hoch. Auch die Beziehung zwischen Schülern und Lehrern ist viel entspannter als es viele hier in Deutschland kennen. Dort ist es normal, den Lehrer beim Vornamen anzusprechen oder ihn nachmittags anzurufen, falls es Fragen zu den Hausaufgaben geben sollte. Auch können so gut wie alle Lehrer fließend Englisch sprechen, sodass uns die Kommunikation sehr leicht fiel. Besonders begeistert war ich von einem Projekt, welches die Schüler gerade in Englisch bearbeiteten. Sie lasen einen Steven King Roman, schauten dann den Film dazu und diskutierten anschließend mit der Lehrerin über die Handlung und die Charaktere. Auf dieses Gespräch bekamen sie dann ihre Note. Auch in unserer Umfrage, ob sie in der Schule glücklich seien, gaben die meisten Schüler an, dass sie mehr als glücklich sind und dankbar für die viele Unterstützung, die sie an ihren Schulen erhalten. Das Projekt ermöglichte uns viele neue Eindrücke und Begegnungen. Das Sightseeing kam natürlich auch nicht zu kurz. Wir wanderten durch tiefe Wälder, bekannte Gebäude und alte Museen. Unser Hausvater erklärte uns dabei ganz anschaulich die wirtschaftlichen Verbindungen Bergens mit Europa und wie die Fischerei die Arbeit damals beeinflusste.
Als wir wieder in Deutschland waren, ging das Projekt weiter. Vier Tage lang haben wir versucht, den Unterricht wie in Norwegen zu gestalten und unseren Lehrern somit zu zeigen, dass man den Unterricht auch vielseitig und spannend gestalten kann. Daran nahmen auch zwei norwegische Austauschschülerinnen teil. Während der Schulzeit nahmen sie am Unterricht teil und ergänzten diesen durch Wissen und Erfahrungen. Im Deutschunterricht haben wir durch die Vielzahl an Nationalitäten in unsere Klasse den Ablauf einer Erörterung in sechs Sprachen geübt (deutsch, norwegisch, englisch, spanisch, französisch und russisch). Unsere Lehrer waren von den Konzepten positiv überrascht. Nach der Schule haben wir mit den Austauschschülern viel unternommen. Wir waren gemeinsam essen, im Leipziger Zoo, im Asisi-Panometer und mehreren Museen. Jetzt haben wir die LESKA-Projekttage an unserer Schule, dem BSZ 1 Leipzig für Wirtschaft und Verwaltung, abgeschlossen. LESKA steht dabei für LEhrsystem SKAnadinavien. Wir stehen noch immer mit unserer Gastfamilie und einigen Lehrern in Kontakt.
Anna-Marie Freiberg, Beraterin im LandesSchülerRat