Der LandesSchülerRat Sachsen schaut ebenso wie zahlreiche andere zivilgesellschaftliche Organisationen, Kirchen und Parteien besorgt auf die zunehmende Mobilisation der PEGIDA in Dresden und anderswo in Deutschland. Als besonders beunruhigend empfindet der LSR Sachsen die nicht unerhebliche Anzahl an Schülern unter den Demonstranten.
Oft wurde in der letzten Zeit von verschiedenen Seiten zu einem gesamtgesellschaftlichen Dialog und Diskussionen über die Themen Asyl und Einwanderung aufgerufen. Nur so können politische Debatten und Entscheidungen auch Befindlichkeiten und Ängste aller Bürgerinnen und Bürger berücksichtigen. Voraussetzung dafür ist aber, dass alle Beteiligten das notwendige Wissen zur Sache und zur allgemeinen politischen Situation besitzen. Gerade Schule bildet dabei einen Mittelpunkt dieser Auseinandersetzung und der Vermittlung dieser Kompetenzen. Besonders junge Menschen und Schüler sollten für dieses Thema sensibilisiert sein. Deswegen muss sich die Bildungspolitik in Sachsen den Vorwurf gefallen lassen, nicht genügend Anstrengungen für die breite Etablierung politischer Bildung an allen Schulen aufgebracht zu haben. In vielen Bildungsgängen wird Gemeinschaftskunde nur für ein Jahr und nur mit zwei Stunden pro Woche unterrichtet, bzw. gar nicht oder nur kombiniert. An Gymnasien und Oberschulen findet sich das Fach nur in Klasse 9 und 10 verpflichtend mit zwei Wochenstunden auf der Stundentafel, in der Oberstufe kann es sogar abgewählt werden. Im Unterricht bleibt kaum Raum für die Thematisierung von und Aufklärung über Flucht, Asyl und Einwanderung. Auch der Ethikunterricht leistet pflichtgemäß seinen Teil, doch besonders bei aktuellen Problemen und Diskussionen können die Lehrkräfte nicht flexibel aus dem Lehrplan ausbrechen und mit den Schülerinnen und Schülern abstrakte Konflikte und Sorgen besprechen. Außerdem scheuen viele Lehrkräfte die Auseinandersetzung. Der Vorsitzende Patrick Tanzer dazu:
„Wenn ich von Mitschülern aus Dresden höre, dass die Hälfte Ihrer Klassen zu den Demonstrationen von PEGIDA gehen, ist das für mich besorgniserregend. Ich habe z.B. keinen richtigen Raum mehr, im Unterricht an der Berufsschule, in dem wir das schwierige Thema debattieren können. Gerade für meine Region in Sachsen ist Einwanderung auch nicht leicht zu diskutieren. Dabei muss Unterricht dazu beitragen die Polemik der Demonstranten aufzudecken und die Fakten darzustellen. Und Schule muss darüber hinaus eine Debatte über dieses Thema anregen. Zeit und Angst dürfen Lehrer nicht mehr hindern ihre Schüler anzuhalten, sich mit der Bewegung auseinanderzusetzen.“