Wir gehen täglich hin, wir denken daran und meistens mit Unbehagen, doch wir denken viel zu wenig über Schule nach, wir hinterfragen viel zu wenig, wir konstruieren viel zu wenig Utopien von einer Schule, die Chancengleichheit, Freiwilligkeit, Freude am Lernen und Lernerfolg verbindet. Das Schülersein lastet uns schon soweit aus, dass wir häufig das Gestalten der Schule nach unseren Wünschen vergessen.
Wie gottgegeben nehmen wir stressige Prüfungszeiten, Übermüdung, scheinbar sinnlosen Lernstoff und an der institutionellen Autorität der Lehrkräfte scheiternde Diskussionen hin. Dass die Klausuren in wenigen Wochen am Stück geschrieben werden und nicht über das Halbjahr verteilt aufkommen, wird mit „Das ist halt so.“ abgetan – ohne die Schulleitung nach den Beweggründen zu fragen, ohne den Schülerrat über den Unmut in Kenntnis zu setzen.
Doch wer nun dem Glauben verfallen sollte, die Schülerschaft wäre eine partizipationsfaule Masse von dem Schulsystem Überdrüssigen, liegt auch falsch. In der Schülermitwirkungsverordnung des Freistaates Sachsen sind die Gremien der Schülerinteressenvertretung, ihre Wahl und ihre Aufgaben festgelegt. An Schulen, in Kreis- und Stadtschülerräten und auch vom LandesSchülerRat wird auf vielen Ebenen großartige und wichtige Arbeit geleistet. Die Öffentlichkeit wird über Missstände in Kenntnis gesetzt, mit Politikern wird gesprochen und die Schülerschaft informiert. Kurzum: Die Interessen der Schülerschaft werden vertreten, genau so wie man es sich wünschen würde.
Auch das Recht auf Mitbestimmung und nicht nur Mitwirkung haben viele Gremien erhalten oder sich gar erkämpft. Der Schülerrat einer Schule entsendet Mitglieder in die Schulkonferenz, das höchste Gremium jeder Schule, der LandesSchülerRat entsendet in den Landesbildungsrat des Staatsministeriums für Kultus und Kreis- und Stadtschülerräte haben Sitze in verschiedenen Ausschüssen.
Selbstverständlich sind die verschiedenen Gremien der Schülervertretung alle durch demokratische Wahlen legitimiert, dennoch wird die Verbindung zur Basis immer schwächer, je weiter man in den Institutionen hinaufklettert. Nicht allen Schülerinnen und Schülern ist die Existenz von Schülervertretung auf Kreis- und Landesebene bewusst. Das rüttelt an der Legitimation der Gremien. Ein weiterer Aspekt muss neben den Wahlen die Verbindung zwischen Landesschülerrat und Schülerschaft vertiefen – die Basisarbeit.
Eine bessere Verknüpfung der verschiedenen Ebenen der Schülervertretung ist das Ziel dieser Arbeit. Nur so können Informationen von unten nach oben und von oben nach unten gelangen. Aber auch der direkte Draht von Schülerinnen und Schülern, die sich nicht zwangsläufig in der Schülervertretung engagieren, zum LandesSchülerRat Sachsen und zurück ist wichtig.
Um die Meinungen einer breiten Masse in seiner Arbeit umzusetzen, lädt der LandesSchülerRat Sachsen Euch deshalb zum Demokratiekongress Chemnitz13 – demokratie macht schule ein, der vom 20.09. bis zum 23.09.2013 in der TU Chemnitz stattfinden wird. In verschiedenen Dialogforen und durch die Open-Space-Methode sollen Maßnahmen und Forderungen festgeschrieben werden. Die Kultusministerin Brunhild Kurth und den Ministerpräsidenten Stanislav Tillich könnt Ihr mit euren Fragen löchern. Ihr könnt Gleichgesinnte treffen und die Arbeit der Schülervertretung kennenlernen. Kost und Logis übernehmen wir selbstverständlich. Mehr Informationen und auch die Anmeldung findet ihr unter: www.chemitz13.de.
Jonas Fischer