Halbzeit!

Endlich! Nur 5 Minuten vor dem Beginn unserer Pressekonferenz anlässlich der Halbzeit unserer Legislaturperiode und des Neuen Jahres füllt sich der Landespressesaal im Sächsischen Landtag nach und nach. Der Jahresrückblick lies uns wohl alle kurzzeitig mit staunenden Blicken auf die Ereignisse blicken, die wir in nur einem einzigen Jahr konzipierten, organisierten und umsetzen: Der sachsenweite Aktionstag am 28. März 2012, die Demonstration in Kooperation mit der KSS am 10. Mai 2012 und nicht zu vergessen ist auch die erste Auflage unserer Ausfallstatistik, welche im Juni 2012 erhoben wurde. Als letzten prägenden Punkt unseres Jahresrückblickes erläutert Konrad, bis auf ein leichtes Zittern seine Hände absolut befreit von jeglichen Anzeichen von Nervosität, die Position des LandesSchülerRates Sachsen zum Doppelhaushalt 201/2014. Einer unsrer maßgeblichsten Kritikpunkte ist, dass nach wie vor kaum Maßnahmen und Mittel angedacht sind, der fehlenden Attraktivität des Lehrerberufes entgegenzuwirken. Wir sprechen uns daher beispielsweise für Vorverträge mit in Sachsen studierenden Lehramtsstudenten aus,um deren Abwandern in die alten Bundesländer zu verhindern und ihnen eine Art Einstellungsgarantie anzubieten. Des Weiteren muss auch die Attraktivität des Lehrerberufes in den ländlichen Räumen enorm gestärkt werden, da dort die Bestellung durch Lehrkräfte noch schwieriger gewährleistet werden kann. Aufgrund der Unterrichtsausfallquoten an den sächsischen Schulen müssen unbedingt auch die Qualität der Vertretungsstunden verbessert und die Anzahl fachfremder Vertretungsstunden und Ausfallstunden minimiert werden.

Der LandesSchülerRat Sachsen spricht sich für ein Weiterbildungssystem von Lehrkräften aus. Den Lehrkräften, welche sich dafür bereiterklären, sollen nach Klassenstufen differenzierte Weiterbildungsmaßnahmen in den Fächern, die ihrer eigentlichen Fachkombination verwandt sind, angeboten bekommen, um so die Vertretungsstunden hochwertiger und lehrplanspezifisch gestalten zu können. Zum Beispiel ein Mathe/Chemie Lehrer macht eine Weiterbildung für Biologie, aufbauend ab der 5.Klasse. Daher begrüßen wir natürlich auch die Ermöglichung von flexiblen Lehrervertretungen durch Honorarkräfte im Doppelhaushalt. Hier muss sichergestellt werden, dass Honorarkräfte eine Pädagogische Ausbildung haben, oder zumindest berufsbegleitend eine Weiterbildung erhalten.

Einer der schwerwiegendsten Kritikpunkte und auch der nächste Themenschwerpunkt unserer Landespressekonferenz liegt auf der Thematik der Inklusion. Der LandesSchülerRat Sachsen sieht in einem inklusiven Bildungssystem die Möglichkeit zur Wertschätzung der Vielfalt einer heterogenen Gemeinschaft und einen wichtigen Aspekt einer Aufgabe von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Trotz das wir von der Umsetzung eines integrativen oder gar inklusiven Bildungssystems meilenweit entfernt scheinen, sind im Doppelhaushalt 2013/2014 keine finanziellen Mittel vorgesehen, um der völkerrechtlichen Verpflichtung der „UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“, welche auch von Deutschland ratifiziert wurde, nachzukommen. Trotz dass die Thematik der Inklusion nun auch bei derKultusministerkonferenz in den Fokus gerückt wurde, gilt Deutschland als eines der Schlusslichter bei der Umsetzung der UN-Konvention.

Der LandesSchülerRat Sachsen fordert zunächst einen verbindlichen Maßnahmenkatalog mit kurzfristigen und langfristigen Ansätzen auf dem Weg zu einem inklusiven Bildungssystem. Wir positionieren uns für einem Weg, welcher zunächst über die Integration von Menschen mit sonderpädagogischem Förderbedarf auch die Möglichkeit und Bereitschaft zur Inklusion schafft, von welcher wir noch meilenweit entfernt sind. Neben der räumlichen und geistigen Barrierefreiheit der Schulen, sind vor allem finanzielle Mittel für die sonderpädagogische Weiterbildung der Lehrkräfte und auch der Schüler von Nöten. Zudem sind wir der Überzeugung, dass weder Integration noch Inklusion mit der aktuellen Lehrkräftebestellung geleistet werden kann. In Abhängigkeit von der Anzahl der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf in einer Klassenstufe darf der Klassenteiler bei max. 24 (und nicht wie bisher 28) Schülern pro Klasse liegen und mindestens zwei Lehrkräfte den Unterricht in einer Klasse gestalten, um die individuelle Förderung und Betreuung garantieren zu können. Offenbar können schon diese grundlegendsten Forderungen für ein integratives oder sogar inklusives Bildungssystem nicht gewährleistet werden, weshalb wir diese Thematik zu einem der kommenden Schwerpunkte im Jahr 2013 machen.

Dies gilt auch für die Berufs- und Studienorientierung, welche vor allem an Gymnasien kaum einen Stellenwert besitzt und dahingehend chronisch vernachlässigt wird. Auf Grund dessen, dass wir die Schule als wegweisend für die späteren Lebensabschnitte und als Orientierungsphase für eine späteres Studium oder das Berufsleben ansehen, ist es unserer Meinung nach von enormer Wichtigkeit, den Schülern qualitativ hochwertige, zielführende und effektive Orientierungs- und praktische Maßnahmen zur Berufs- und Studienorientierung anzubieten. Um auch bei dieser Thematik eine stärkere Einbindung von Schülern und Eltern zu schaffen fordern wir neben der Erhöhung der Anzahl der Pflichtpraktika auf 3 oder 4 Praktika im Laufe der Schulzeit auch die Erstellung von individuellem Schulkonzepten zur Berufs- und Studienorientierung. Ideal wäre die Unterstützung durch externe Partner wie Unternehmen oder Hochschulen, welche die Studien- und Berufsorientierung enorm bereichern könnten.

Durchatmen – mit einigen kleineren Versprechern verging die Pressekonferenz doch wie im Fluge! Tim trägt schon wieder ein Lächeln im Gesicht und wir alle stellen uns den interessierten Fragen und Nachfragen der Presse. Nur auf die Frage, ob denn jemand aus dem LandesSchülerRats-Vorstand vorhabe, Lehramt zu studieren, legt sich ein Schweigen über den Raum.

Anja Klotzbücher, Beraterin des LandesSchülerRates Sachsens

Die Texte geben die Meinung des jeweiligen Autors wieder und nicht die des LandesSchülerRates Sachsens.