Es ist Sonntag. Man kennt es: dieses Gefühl, dass es morgen wieder ernst wird. Früh aufstehen, Tasche packen, zum Bus oder der Bahn rennen und dann schließlich völlig übermüdet in einem Klassenzimmer rumsitzen und sich berieseln lassen. Noch viel stärker (und teilweise auch deprimierender) ist das Gefühl heute. Ein ganzes Schuljahr liegt vor uns – schier endlos viele Wochen mit viel Arbeit und Schulstress, Hausaufgaben, Referaten und neuen Herausforderungen.
Doch sehen wir es positiv: es geht dann auch wieder in eine neue Runde. Neuer Stundenplan, neue Lehrer, Chance die Noten aus dem letzten Jahr zu halten oder doch noch ein wenig zu verbessern und das Wiedersehen mit vielen Freunden und bekannten Gesichtern. Ein Jahr Zeit, um das umzusetzen, was man sich schon immer vorgenommen hat!
Leider bleibt aber auch vieles für das kommende Schuljahr ungewiss. Wird morgen vor jeder Klasse ein Lehrer stehen? Darf ich die Fremdsprache machen, die ich wirklich gewählt habe? Werde ich wieder so viel Ausfall haben, dass ich den Schulstoff nicht schaffen werde? Wird sich mein Lehrer wieder erst nach einigen Monaten meinen Namen merken können, weil er an insgesamt drei Schulen unterrichtet? Oder werde ich mir meinen Tisch mit zwei Schülern teilen müssen, weil die Klassen in meiner Stufe zusammengelegt worden sind?
Dies sind alles Fragen, die wir uns als sächsische Schüler leider stellen müssen. In den letzten Wochen musste man viele unangenehme Nachrichten aus Dresden lesen. Denn während dessen viele von uns entspannt am Stand lagen, in den Bergen wandern waren oder die heimische Flora und Fauna bestaunten, rumorte es in der sächsischen Bildungspolitik gewaltig.
Für viele Schüler und Eltern kam beispielsweise am Ende des letzten Schuljahres die Nachricht, dass das Ministerium plane, viele Klassen und Kurse aus Kapazitätsgründen zusammen zu legen. In über 40 Fällen sollten sich die Schüler zu Riesen-Klassen zusammen schließen, damit Lehrerressource und Kosten gespart werden können. Doch wie soll ein Schüler in Klassen von 28 Personen adäquat lernen können, zumal oft der Platz in den Klassenzimmern gar nicht ausreicht? Inklusion und individuelle Förderung völlig vernachlässigt!
Anderenorts hörte man davon, dass Schüler auf einmal eine Sprache lernen sollten, die sie gar nicht gewählt hatten. Weil Lehrer für Fremdsprachen in Massen fehlen, soll die Glücksfee per Los entscheiden, wer das Glück hat, dass zu lernen, was er wirklich möchte und wer nicht.
Auch las man immer wieder Schreckensszenarien, ob das nächsten Schuljahr wirklich mit ausreichend Lehrern abgesichert sein wird. Der Lehrermangel ist immer noch gravierend. Trotz Einstellungsprogramm des Ministeriums werden nicht mehr Lehrer im System sein als im letzten Schuljahr. Die Personaldecke ist dünn, das Schuljahr lang. Zwar versicherte man in vielen Pressekonferenzen, dass der Unterricht abgedeckt sein werde, aber wie die Realität aussehen wird, ist fraglich. Fakt ist, dass das Schuljahr nicht wie üblich starten wird. Gleich in der ersten Woche wird zum großen Lehrerstreik aufgerufen. Auch die Lehrer wollen solche Umstände nicht hinnehmen. Am 7. September wird es daher zu flächendeckendem Unterrichtsausfall kommen.
Das Themas Oberschule, also die Weiterentwicklung der Mittelschule zu einer Schule, die den Weg zur Hochschulreife erleichtern soll, sorgte für viel Wirbel und auch Streit innerhalb der Regierungskoalition. Wir werden gespannt sein, ob diese neue Schulform im Schuljahr 2013/14 wirklich Einzug halten wird und was konkret die Veränderungen sein werden. Fakt ist, dass wohl kaum genügend Lehrer momentan zur Verfügung stehen werden, um dieses große Projekt zu realisieren.
Manchmal las man aber auch positive Schlagzeilen: Sachsen ist wieder einmal an erster Stelle des Bildungsmonitors, eines deutschlandweiten Bildungssystemvergleichs der Industrieverbände. Doch selbst dieser zeigt Hausaufgaben für den Musterschüler: seit dem letzten Vergleich konnten im Gegensatz zu anderen Bundesländern keine Verbesserungen erzielt werden und gerade die Zahl an Schulabbrechern ist gravierend hoch.
Auch in der Schülervertretung beginnt ein neues Jahr. In der kommenden Woche werden zunächst die Klassensprecher gewählt, schließlich die Schülersprecher und im Oktober dann auch die Mitglieder der KreisSchülerRäte.
Schülervertretung lohnt sich! Wir haben es selbst gesehen. Mehr als 23.000 Schüler haben im letzten Jahr einen Prozess in der Bildungspolitik losgetreten wie es wohl seit vielen vielen Jahren nicht mehr passiert ist. Und auch direkt an den Schulen wurden viele tolle Projekte realisiert. Ob Spendenkonzerte, Schulbälle, Schaffung von Schulkonzepten, Erstellung von Jahrbüchern oder Verbesserung des Lehrer-Schüler-Verhältnisses – viele kleinere und größere Erfolge konnten erzielt werden.
Engagier dich! Dein Engagement kann einen Teil dazu beitragen, dass die Schule, dass dein Umfeld besser und angenehmer wird! Schule ist für dich gemacht und daher lohnt es sich auch, sich dafür einzusetzen!
Der Vorstand des LandesSchülerRates wünscht euch maximale Erfolge für das kommende Jahr und die anstehenden Aufgaben. Gerade den Schülern in den Abschlussjahrgängen wünschen wir ein erfolgreiches Jahr mit maximalen Erfolgen.
Genießt die Schulzeit, denn sie wird voller Abenteuer und tollen Erlebnissen sein, an die ihr euch euer ganzes Leben erinnern werdet!
Alles ist nun in den Starlöchern: auf die Plätze – fertig – los!
Georg Heyn, stellv. Vorsitzender des LandesSchülerRates Sachsens
Die Texte geben die Meinung des jeweiligen Autors wieder und nicht die des LandesSchülerRates Sachsens.