Goethe war gestern, Nietzsche war ein pietistischer Spinner mit christlicher Ideenlehre, und Gauß ist ein ostasiatisches Tiefkühlgericht oder unser derzeitiger Bundespräsident (je nachdem wie man politisch gerade informiert ist).
Keine Frage – unser derzeitiges Bildungssystem züchtet ein solches Bildungsniveau, wie der Biochemiker die Bakterien, die ihn letztendlich langsam und qualvoll zersetzten.
Hoffnung ??? – Brunhild !!! Nein, lasst gar nicht erst ein euphorieähnliches Gefühl aufkommen, es handelt sich nicht um die gleichnamige Walküre aus Richard Wagners Monumentalepos „Götterdämmerung“, sondern um unsere neue Kultusministerin. Doch Brunhild wird gleichsam einer wild gewordenen Walküre mit uns und dem gesamten elitären Walhall der sächsischen Kulturszene, ins Verderben reiten. Unser schleichender Opfertod bildet zugleich die Erlösung der sächsischen Finanzpolitik, die sich damit in Wahrheit die eigenen Beine abschneidet, um dann mit großen Schritten in die Zukunft zu schreiten. Wie in allen großen Trauerspielen der Weltliteratur ist jedoch auch unser Opfer sinnlos. Die Einsparungen bei Neueinstellungen werden ohnehin wieder aufgebraucht – für Gehhilfen und Inkontinenzhöschen, überalterter Kollegien, welche noch den Stoff der Wilhelminischen Epoche und der Vorkriegszeit lehren. Demnächst wird außerdem das geozentrische Weltbild wieder eingeführt, da aus diesem Zeitraum noch Lehrbücher vorhanden sind. Lehrer unter 90Jahren stehen mittlerweile unter dem Londoner Artenschutzabkommen und gehören zu den vom Aussterben bedrohten Arten – ganz im Gegensatz zum geradezu inflationär ansteigenden Realitätsverlust der sächsischen Regierung, der sich wie eine Epidemie ausbreitet. Bildung als Basis eines politisch gebildeten Volkes? Die Vermittlung von Demokratie und Werten, wenn der wichtigste Wert auf einem, von blinder Kapitalsucht geschürten Scheiterhaufen verbrannt wird? Oder Bildung als Streitobjekt einer selbstgefälligen und geistlosen Politelite? Die Frage, ob der Sparkurs der Regierung falsch ist, stellt sich schon lange nicht mehr. Ebenso wie Brünings Sparpolitik in die Weltwirtschaftskrise geführt hat, führt uns Brunhild mit wehenden Fahnen und Trompetenschmettern – ganz im Sinne des preußischen Soldatentums – in die Bildungsdämmerung. Wie die Germanin mit eisernem Brustpanzer (für Kurth natürlich figurbetont) und Sandalen, führt sie in eine für alle verlorene Schlacht. Schlachtrufe sind unter jenen Zeichen aber wohl doch gänzlich unangebracht.
Brauchen wir also eine Kulturrevolution? Ein Aufbegehren der Massen? Einen radikalen Umsturz? Schüler aller Länder vereinigt euch? – Ambitionen – aber wohl doch eine Nummer zu groß gedacht.
Trotzdem – In diesem Sinne: Auf zum Kampf Genossen !!!! – oder auch nicht….
Robin Lindner, Kurssprecher am Gymnasium Olbernhau