Gastbeitrag von T. Friebel, Lehrer für Deutsch und Gestaltung aus Dresden
Da lässt heute doch die neue Kultusministerin Brunhild Kurth für eine Pressekonferenz den Termin mit Vertretern der sächsischen Lehrerpersonalräte sausen. Immerhin wollte sie vor 500 Personalräten von 400 Sächsischen Schulen sprechen.
Stattdessen bietet sie den im UfA-Kristallpalast Versammelten an, eine Abordnung von 18 Vertretern nach dem Pressetermin zu empfangen. Somit setzte Sie das in Sachsens Politik mittlerweile übliche Informationsgebahren fort: Die Presse hat Vorrang! Es warteten ja nebenan nur 500 gewählte Lehrervertreter auf Informationen aus erster Hand.
Diese begaben sich auf den Weg vor das Dienstzimmer der Ministerin, da sie nicht recht einsehen wollten, dass der “Souverän” vorladen lässt. Doch welche Informationen sind dem Ministerium und der Landesregierung so wichtig, dass sie schnellstmöglich verbreitet werden müssen? Will man sich öffentlich auf die Schultern klopfen, weil man es nach zähen Verhandlungen beispielsweise geschafft hat zusätzlich 160 echte Neueinstellungen einzuplanen?
Ein “klares” Bild von der derzeitigen Situation erhielten die versammelten Pressevertreter aufgrund der vielen aufgeworfenen aber nicht beantworteten Fragen nicht. Verkauft man der Bevölkerung einen Katastrophenplan (nach Eintritt der lang angekündigten Bildungskatastrophe) als großes Zugeständnis und Erfolg? Wer die Zahlen kennt und das Positionspapier des zurückgetretenen Bildungsministers zu Gesicht bekam, wird unschwer bemerken, dass weder ein großer Wurf gelungen ist, noch eine nachhaltige Planung dahinter steht.
Die blanke Not regiert hinter nicht mehr verschlossenen Türen, massenhafte Proteste von Schülern, Lehrern und Eltern in den vergangenen Wochen zeigen deutlich die Handlungsunfähigkeit oder gar -unwilligkeit der Entscheider.
Ohne ins Detail gehen zu wollen, die Bildungsmisere Sachsens – trotz Pisaspitzenposition – bahnt sich schon seit Jahren an. Finanziell immer auf Sparkurs zehrte Sachsens Bildung von den Reserven. Doch diese Zeiten sind endgültig vorbei. Sachsens Bildungslandschaft hat sich nachhaltig verändert und das auf maximalen Verschleiß ausgelegte System wankt gewaltig. Das zukünftige Geberland spart seit Jahren an der eigenen Zukunft.
Die Personalräte standen übrigens noch lange im Regen vor dem Kultusministerium – nicht nur im sprichwörtlichen Sinne!