Oha. In der Rückschau ist es einigermaßen ungewöhnlich, was mit mir im letzten Monat passiert ist. Vor einem Monat war ich noch ein normaler Schüler, als Schülervertreter habe ich mich nur wenig engagiert. Ich habe zwar immer schon andere Sachen neben der Schule gemacht, aber in der Schülervertretung war ich noch nicht aktiv. Ich kannte weder die Institutionen, Strukturen, noch die Wege, um in einem solchen Gremium zu arbeiten. Ich hatte Respekt vor den Institutionen der Schülervertretung und vor allem vor den Leuten, die Teil dieser sind. Hinter jedem Posten steckt immer eine Menge Arbeit . Ein wenig Frust hatte ich auch, weil es mir unmöglich schien, mich stadtweit oder sogar sachsenweit einzubringen, obwohl ich durchaus gewollt hätte. Und nun bin als externer Berater Teil des Landesschülerrates ohne den normalen Weg über die Schul- und Kreisschülerräte gegangen zu sein. Ich habe mich nie als Schülersprecher wählen lassen, und habe mich auch sonst keiner Wahl gestellt. Mir fehlen also viele Sachen, die man als „gewachsenes Mitglied“ so nebenbei mitbekommt. Zum Beispiel der Respekt vor der Institution und den Leuten, die im Endeffekt gar nicht so unerreichbar sind, wie sie schienen. Das wird einem sicherlich genommen, wenn man mit der Institution wächst. Ohne diesen übertriebenen Respekt, den Menschen, die sich nicht in den Institutionen bewegen, ihnen natürlicherweise entgegen bringen, ist es einfacher sich in diesen zu engagieren und seine Meinung zu sagen. Das ist mir heute sehr schwer gefallen. Alles war neu und unbekannt und ich war sehr unsicher, was Verhaltensweisen innerhalb des Gremiums angeht. Mir fehlt die Erfahrung der Menschen, die sich viele Jahre schrittweise den Institutionen genähert haben. Im Moment ist es noch ungewohnt, bei Diskussionen mit Gewerkschaftsvorsitzenden und Kreiselternratsvorsitzenden auch ein Wort mitreden zu dürfen und nicht nur die ausführende Kraft zu sein. Es ist aufregend, eine große Aktion auf die Beine zu stellen.
Bei diesem Treffen haben wir vor allem über Protestformen und Aktionen gesprochen. Und es ging darum, einen Forderungskatalog aufzustellen, der dann an das Kultusminsterium weitergereicht werden soll. Schon wieder so ein hohes Gremium, das auf einmal um einiges näher erscheint. An die Selbstverständlichkeit, mit der von Leuten gesprochen wird, die vor ein paar Monaten noch weit weg erschienen sind, muss ich mich auch gewöhnen. Ein weiteres Thema war auch eine landesweite Pressekonferenz des LandesSchülerRates, der Gewerkschaften und der Elternräte in Vorbereitung für den Aktionstag. Dass Medien wichtige Einrichtungen sind, wenn man Aktionen mit großer Wirkung organisieren will, das ist eine Erkenntnis, die ich durch den externen Beraterposten bekommen habe.
Andere Themen, über die ich an dem Tag durchaus neue Dinge erfahren habe beziehungsweise Themen, in die ich einen tieferen Einblick bekommen habe, waren das Problem der fehlenden Anreize für Lehrer. Dass Pädagogen viel arbeiten und relativ wenig verdienen, ist denjenigen, die einen Lehrer persönlich kennen, einigermaßen bekannt. Im Schnitt arbeitet ein Lehrer 52 Stunden die Woche, obwohl auch sie eine 40-Stunden-Arbeitsvertrag haben. Nachzulesen ist das in einer Untersuchung des Philologen-Verbandes Sachsen, einer kleineren Lehrergewerkschaft. Nicht bekannt war mir, dass es in diesem Jahr genau 13 Studienanfänger für das Mittelschullehramt in Sachsen gibt. Außerdem sind im Schnitt 5-10% der Lehrer lange Zeit krank, tauchen aber in keiner Statistik auf. Lösungen existieren nur bedingt: Die 200 Millionen Euro an bereit gestellten Geldern durch das sogenannte Bildungspaket reichen nicht, um dem entgegenzuwirken. Alles schockierende Fakten. Ich bin gespannt, was ich alles noch lernen werde, in meiner Zeit beim LandesSchülerRat Sachsen.