Schulstress, Leistungsdruck und Selbstzweifel gehören mittlerweile zum Alltag vieler Schüler*innen. Trotz alledem spielt die mentale Gesundheit der Schüler*innen im aktuellen Bildungssystem eine zu geringe Rolle. Für uns steht fest, dass im Bereich mentaler Gesundheit der Schüler*innen erheblicher Nachbesserungsbedarf besteht.
»Das aktuelle Bildungssystem verlangt den Schüler*innen, vor allem mit zunehmender Klassenstufe, viel ab. Wie man dabei das Erbringen der geforderten Leistungen mit der eigenen Gesundheit auch in stressigen Situationen in Einklang bringt, wird jedoch viel zu selten an den Schulen thematisiert«, stellt unsere Vorsitzende Amy klar.
Grundlegend müssen an allen Schulen Ansprechpersonen vorhanden sein, die den Schüler\*innen angemessen bei Problemen und Anliegen zur Seite stehen können. Diese Rolle hat vor allem die Schulsozialarbeit. Wie man bereits dem gemeinsamen Forderungspapier ‚Schulsozialarbeit an allen Schulen in Sachsen verwirklichen!‘ entnehmen konnte, gibt es seitens des LSR Sachsen und weiterer bildungspolitischer Akteur*innen, erheblichen Nachbesserungsbedarf beim Ausbau der Schulsozialarbeit.
»Die Schulsozialarbeit ist eine notwendige Anlaufstelle für die verschiedenen Probleme und Anliegen der Schüler*innen. Die Schüler*innen müssen über die Arbeit und Angebote der Schulsozialarbeit informiert sein, um diese nutzen zu können. Zusätzlich ist eine Zusammenarbeit mit Streetworker*innen und gemeinnützigen Organisationen für beispielsweise Präventionsmaßnahmen zu verschiedenen Themen wünschenswert«, ergänzt Amy.
Des Weiteren muss auch die Schulpsychologie eine feste Rolle als Ansprechpersonen im Schulalltag einnehmen. Eine Schulpsycholog*in sollte an jeder Schule feste Sprechzeiten anbieten und darf dabei nicht mehr als fünf Schulen gleichzeitig betreuen. Zusätzlich müssen auch ausreichend Schulpsycholog*innen im sachsenweiten Kriseninterventionsteam vorhanden sein.
Dabei muss der Freistaat Sachsen die Finanzierung von Schulsozialarbeit und Schulpsychologie sicherstellen. Zusätzliche Mittel müssen für Schulen mit besonderen Herausforderungen bereitgestellt werden.
Darüber hinaus müssen im Lehrplan psychische Probleme und Erkrankungen fächerübergreifend stärker verankert werden. Schüler*innen sollten intensiv über psychische Krankheiten aufgeklärt werden. Insbesondere müssen vorbeugende Maßnahmen, Früherkennung und Hilfsangebote im Fall von psychischen Erkrankungen thematisiert werden.
»Das Thema Mental Health ist so vielseitig, dass eine Behandlung in nur einem Fach dieser Rolle nicht gerecht werden würde. In verschiedenen Fächern müssen verschiedene Blickwinkel dargelegt werden. Außerdem müssen zusätzlich zum regulären Unterricht Präventionsangebote ermöglicht werden, bei denen Explizit gewünschte Themen der Schüler*innen und deren Lösungsmöglichkeiten, wie beispielsweise der Umgang mit Leistungsdruck oder Schulstress, im Fokus der Veranstaltung liegen« ergänzt Amy.
Auch die fächerübergreifende Vermittlung der Kompetenz ‘Glück’ kann ein wichtiger Faktor für die mentale Gesundheit der Schüler*innen sein. Nach dem Konzept von Ernst Fritz-Schubert sollten auch die persönliche Entfaltung und die Bewältigung von Frustration im schulischen und emotionalen Kontext Teil der Lehrpläne werden.
Durch die Thematisierung von Sinnfindung, Geborgenheit, soziale Beziehungen, selbstbestimmtes Handeln und Selbstakzeptanz legen die Schüler*innen eine Grundlage für verschiedene Methoden, um mit alltäglichem und schulischem Stress besser umzugehen.
Auch die Lehrkräfte müssen für die mentale Gesundheit der Schüler*innen sensibilisiert werden. Dabei muss der Grundstein bei der Ausbildung an den Universitäten gelegt werden. Themen, wie psychische Probleme und Stress im Kontext Schule und der Umgang mit diesen, müssen für jede angehende Lehrkraft bekannt sein.
Zusätzlich müssen Lehrkräfte die Möglichkeit auf Fortbildungen zu den Themen ‘Sensibilisierung für psychische Probleme der Schüler*innen’ sowie ‘psychische Probleme allgemein’ haben.
»Jede Lehrkraft muss sich mit Themen, wie den Umgang mit Mobbing, der Aufklärung über oder den Umgang mit psychischen Problemen von Schüler*innen und dem koordinierten stressfreien Lernen auskennen. Auch das Erkennen von psychischen Problemen bei Schüler*innen müssen Lehrkräfte leisten können. Dabei ist aber festzuhalten, dass sie weder einer Diagnose noch Therapie, jedoch Weiterleitung an Hilfsangebote, anbieten können.«, so Amy.
»Die mentale Gesundheit hat einen direkten Einfluss auf die Leistungen der Schüler*innen. Im aktuellen Bildungssystem sieht man leider, dass die Rolle der mentalen Gesundheit vernachlässigt wird. Das Sächsische Ministerium für Kultus ist in der Verantwortung, zeitnah eine praktikable Veränderung zu schaffen, damit die Schüler*innen gesund ihre Bildungsziele erreichen«, schließt Amy.