Lediglich ein Katalysator – Fünf Milliarden für Digitalisierung

Der LandesSchülerRat Sachsen begrüßt prinzipiell die heute von Bund und Ländern vereinbarte Grundgesetzesänderung, durch die im Bereich Bildung nun der Umsetzung des „Digitalpaktes Schule“ nichts mehr im Wege steht. Der vom Vermittlungsausschuss erzielte Kompromiss war notwendig, um die Realisierung des fünf Milliarden Euro umfassenden Digitalpaktes zu ermöglichen, obgleich dieser nicht der einzige Verhandlungsgegenstand war.

Dazu äußert sich der Landesschülersprecher NOAH WEHN: „Die Digitalisierung der Schulen ist eine riesige Herausforderung. Bildung ist jedoch Ländersache. Daher ist es positiv zu bewerten, dass man sich nun auf ein Förderprogramm aus Bundesmitteln geeinigt hat, ohne die Bildungshoheit der Länder unnötig aufzuweichen. Es ist trotzdem keine Glanzleistung, dass man heute erst eine Einigung zu jenem Digitalpakt findet, der seit 2016 im Gespräch ist. Man sollte jetzt nicht in die Falle tappen, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen. Die Staatsregierung muss die neuen finanziellen Mittel als Unterstützung betrachten und, ergänzt durch Landesmittel, eine weitere Investitionsoffensive starten. Um es klar zu sagen: Es wird nicht ausreichen, dass Kreidetafeln durch interaktive Boards ersetzt werden oder Papier durch Tablets.“

WEHN konkret zur Mittelverwendung: „Das Wichtigste ist eine gleichzeitige und koordinierte Investition in die Infrastruktur und die Lehrkräfte. Die Schulen brauchen einerseits Anschluss an das Breitbandnetz, WLAN sowie leistungsfähige Hard- und Software. In dieser Reihenfolge muss eine stabile Infrastruktur geschaffen werden. Dazu gehören auch die Schaffung interner Netze und Server, die Nutzung von Cloud-Lösungen für die Software, der Ausbau von eLearning-Plattformen und die fortwährende, professionelle Wartung und Pflege dessen. Den Schülern sollte es auch erlaubt sein, eigene Endgeräte für den Unterricht zu nutzen[1]“, so WEHN. Dieser weiter: „Parallel dazu muss aber in Aus- und Fortbildung investiert werden. Sowohl an den Universitäten, wo die angehenden Lehrer sitzen, als auch für Bestandslehrkräfte braucht es zielgruppenspezifische Angebote. Gerade jetzt, da der Kompromiss aus dem Vermittlungsausschuss auch solche Aufgaben unter den Digitalpakt fasst.“

Die langfristige Frage sei zudem die Modernisierung des Unterrichtes. Der Landesschülersprecher meint: „Natürlich muss im 21. Jahrhundert die Möglichkeit bestehen, dass Schüler ihr Material durch Tablets ergänzen können. Mit digitalen Medien haben Schüler und Lehrer die Möglichkeit, Wörterbücher, Tafelwerke, sowie Bücher, Atlanten, Arbeitshefte und viele weitere Materialen in elektronischer Form zu nutzen. Gleichzeitig stellt sich in Zeiten von Google und Wikipedia die Frage, wie man Allgemeinwissen definiert, welche Kompetenzen Schüler in der digitalen Welt brauchen und wie das Lernen an sich aussehen soll. Hier muss die Staatsregierung mittel- und langfristig denken. Sie muss Geld bereitstellen und Freiräume schaffen, damit Verwaltung, Hochschulen und Praktiker aus den Schulen gemeinsam neue, digitale Unterrichtsformate entwickeln können. Sie muss sich Modellversuchen gegenüber offen zeigen und bereit sein, Anregungen aus Wissenschaft, anderen Ländern und freien Schulprojekten aufzunehmen. Heute geht es um moderne Technik, übermorgen stellt sich die Frage, wie diese Technik den Unterricht verändert. Diese Frage ist tiefgehend; eine Beantwortung ist umso schwerer.“

WEHN final:  „Fünf Milliarden hin oder her – Geld für lediglich moderne Hard- und Software auszugeben, macht die sächsische Bildung nicht besser. Digitalisierung heißt für uns, die Veränderung in allen Bereichen der Schule zu sehen und zu gestalten. Herr Piwarz wird sich nun auch daran messen müssen, ob er dabei den sächsischen Anteil an den fünf Milliarden klug und schnell einsetzt.“


[1] Auch bekannt unter dem Namen „Bring your own device“