Die veröffentlichten Zahlen des Kultusministeriums zur Lehrerversorgung betrachtet der LandesSchülerRat mit gemischten Gefühlen. Das Kultusministerium hat bekanntgegeben, 1388 von 1400 freien Lehrstellen besetzt zu haben, erstmals allerdings mehrheitlich mit Personal ohne grundständige Lehramtsausbildung.
Der Anteil der Seiteneinsteiger ist mit 52% noch einmal höher als im Vorjahr. Mit diesen Zahlen rangiert Sachsen erneut auf Platz 1 im bundesweiten Vergleich. Für den LandesSchülerRat ist das Anlass zur Sorge. Grundsätzlich sind Seiteneinsteiger eine Bereicherung des Unterrichtswesens, doch ihre fehlende pädagogische Ausbildung stellt das System vor neue, große Herausforderungen:
„Dass es Kultusministerin Kurth gelungen ist, trotz angespannter Arbeitsmarktsituation nahezu alle Lehrstellen zu besetzen, kann als Erfolg gewertet werden. Auch begrüßen wir, dass Seiteneinsteiger nun erstmals eine ausführliche Einstiegsqualifizierung erhalten. Doch die vergleichsweise niedrige Zahl an ausgebildeten Lehrkräften schafft dafür neue Probleme, die nicht minder schwer sind.“, sagt Erik Bußmann, Geschäftsführer des LSR Sachsen.
Der Anteil der Seiteneinsteiger muss langfristig verringert werden, um den Nachwuchs im Lehrberuf zu fördern und in Zukunft freiwerdende Stellen wieder vollständig mit ausgebildeten Lehrkräften besetzen zu können. Um die Stabilität der Lehrerversorgung in Zukunft sicherstellen zu können, muss das SMK dazu bereit sein, Lehrkräfte auch über Bedarf einzustellen. Vor allem für Grundschulen und Förderschulen fehlten nach Angaben des Kultusministeriums die Bewerber, dabei haben es gerade an diesen Schularten Seiteneinsteiger ohne pädagogische Vorkenntnisse schwer. Der LandesSchülerRat sieht dies als deutliches Zeichen, dass bei der Nachwuchsförderung Handlungsbedarf besteht.
„Der LSR fordert, nun zusätzlich das Lehramtsstudium verstärkt in den Blick zu nehmen und grundsätzliche Veränderungen anzustreben, um auch die Ausbildung attraktiver zu gestalten.“, so Bußmann.
Die Ankündigungen des Kultusministeriums, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um die Versorgung sicherzustellen, betrachtet der LandesSchülerRat als Übergangslösung. So sollen beispielsweise Ruheständler als Honorarkräfte in den Dienst zurückgeholt und Teilzeitkräfte um Erhöhung ihrer Stundenzahlen gebeten werden. Es ist eine logische Reaktion, dass nun angesichts der Zahlen solche Schritte umgesetzt werden. Wenn dadurch Unterrichtsausfall vermieden wird, dann ist dagegen nichts einzuwenden. Der LandesSchülerRat betont jedoch auch, dass es sich bei jeder dieser Maßnahmen aus seiner Sicht um eine Ultima Ratio handelt.
„Es darf nicht zum Dauerzustand werden, dass eine Kultusministerin alle Register ziehen muss und die Lehrerversorgung mit einem Flickenteppich verschiedenster Maßnahmen sicherstellt. Die Personalplanung kann nicht dauerhaft auf Notbehelfen aufgebaut werden.“, so Bußmann weiter.
Dafür muss die Kultusministerin auch gegenüber dem Finanzminister Härte zeigen, um künftige Sparkurse auf dem Rücken der Schülerschaft zu vermeiden. Erst im Juni hatte Finanzminister Georg Unland angekündigt, auch zu Einsparungen im Bildunsgetat bereit zu sein.
Abschließend resümiert Bußmann: „Das Tal der Tränen, von dem Frau Kurth sprach, ist noch lange nicht durchschritten. Quantitativ herrscht zwar für den Moment kein Mangel an Personal, qualitativ aber ist Sachsen nicht besser aufgestellt als im Vorjahr. Als Vertretung der Schüler Sachsens dankt der LSR allen Bewerbern, die sich entschieden haben, in Sachsen zu unterrichten, egal ob mit oder ohne Ausbildung. Wir fordern das Kultusministerium auf, nun alles dafür zu tun, dass die heute veröffentlichten Einstellungszahlen in Zukunft nicht zum Danaergeschenk für Sachsens Schulen werden.“