Der LandesSchülerRat Sachsen und der StadtSchülerRat Leipzig kritisieren die 2,5-tägige Schließung von über 30 Schulen im Leipziger Stadtgebiet. Tausende Schüler haben am Donnerstag und Freitag keinen Unterricht, weil ihre Schulen als Unterkunft oder Veranstaltungsort für die Gäste des 100. Katholikentages dienen.
Während in den Schulen noch die Abschlussprüfungen laufen, ist eine religiöse Veranstaltung scheinbar wichtiger als die Zukunft der Leipziger Schüler. Die Stadt Leipzig erhält für jede genutzte Schule einmalig 2000 Euro vom Veranstalter. Diese sind allerdings nicht für die Finanzierung alternativen Unterrichtes vorgesehen, sondern zur Kostendeckung im Rahmen der anfallenden Wartungs- und Reinigungsarbeiten. Nach Auffassung des Veranstalters und der Sächsischen Bildungsagentur gibt es durch den Katholikentag keinen Unterrichtsausfall, es sollen “Unterrichtsformen gewählt werden, die zugleich eine Unterbringung durch Teilnehmende ermöglichen”. Diese Unterrichtsformen ersetzen keinen Unterricht: Viele Schulklassen werden gezwungenermaßen auf eigene Kosten einen Projekttag durchführen, andere Schüler werden sofort in das 4-tägige Wochenende verabschiedet.
„Zwar gibt es eine Vielzahl an möglichen Aktivitäten für Schulklassen in Leipzig und Umgebung, jedoch werden diese sehr knapp, wenn tausende Schüler sie gleichzeitig nutzen möchten“, so Stadtschülersprecher Felix Englisch. „Dass trotz der ansonsten aufgewendeten Gelder in Millionenhöhe für die fünf Tage keine Entschädigung für die Schüler selbst in Form einer Finanzierung von Projekten gestiftet wird, ist in unseren Augen sehr bedauerlich. So werden viele einen „Hausarbeitstag“ bekommen, was einem schulfreien Tag gleichzusetzen ist, und manche Schüler sprechen bereits von gekauftem Unterrichtsausfall.“
Besonders die fehlende Beteiligungsmöglichkeit kritisieren beide Schülervertretungen. Die Projekttage durch die Schulen werden nicht mit Konzepten des Katholikentages, sondern eigenständig organisiert in anderen Städten oder Einrichtungen durchgeführt. Auch die im Vorfeld abgelaufene Kommunikation zwischen Schülervertretern, der Sächsischen Bildungsagentur und dem Veranstalter war mangelhaft.
Der Vorsitzende des LSR, Friedrich Roderfeld, dazu: „Während überall in Sachsen versucht wird, den Unterrichtsausfall auf ein Minimum zu senken, nimmt man diesen in Leipzig anlässlich des Katholikentages freimütig in Kauf. Gerade in der Prüfungsphase kommt dies für viele Leipziger Schülerinnen und Schüler ungelegen. Die Exkursionen, die stattdessen unternommen werden sollen, sind dabei ein eher schlechter als rechter Ersatz für richtigen Unterricht. Dabei stellen wir uns vor allem auch die Frage, wer genau diese Exkursionen finanzieren soll. Für den Evangelischen Kirchentag 2017 in Leipzig sollte man daher unbedingt versuchen, auf andere Einrichtungen auszuweichen.“
Zum Schluss stellt Roderfeld klar: „Ich möchte ausdrücklich betonen, dass sich unsere Kritik nicht gegen die Durchführung dieser Veranstaltung richtet, sondern nur gegen die Tatsache, dass Unterrichtsausfall ohne adäquaten Ersatz dafür von der Stadt Leipzig und der Sächsischen Bildungsagentur einfach so hingenommen wird.“