Wir sind entsetzt über die heute bekannt gewordenen Zahlen zu den Neueinstellungen von Lehrern. Ein deutlicher Anstieg schulpflichtiger Kinder und eine hohe Ausstiegsrate aus dem Lehrerdienst machen das Thema im Freistaat so essentiell wie schon lange nicht mehr. Von den dringend benötigten 760 Stellen, welche alle zum 01. Februar besetzt werden sollten, konnten über 70 nicht vermittelt werden. Nach Auffassung des LandesSchülerRates wäre selbst mit allen 760 neuen Lehrern der Bedarf in Sachsen nicht gedeckt.
Nun müssen dringend Voraussetzungen geschaffen werden, um dem akuten Bedarf gerecht zu werden. Grundsätzlich ist das Kultusministerium gefragt, benötigte Lehrerstellen bereits zum nächsten Halbjahr großzügiger zu planen. Massive Unterrichtsausfälle und Schulklassen mit überschrittener Maximalschülerzahl haben viele sächsische Schulen bereits erreicht. Erschwerend kommt nun die scheinbar fehlende Bereitschaft von angehenden Pädagogen, in ländlichen Gebieten zu unterrichten. Als in Frage kommende Region werden häufig nur die Ballungsräume Dresden und Leipzig genannt.
Das eingeführte Sachsenstipendium, welches Lehramtsstudenten für die Ausübung ihres Berufes auf dem Land gewinnen soll, ist daher ein wichtiger Anfang. Um den Lehrstandort Sachsen nicht nur für Studenten, sondern auch bei der späteren Wahl des Arbeitsplatzes attraktiv zu machen, sind dringend weitere Maßnahmen nötig. Die Landesregierung wird perspektivisch einer deutlichen Anpassung der Gehälter nicht ausweichen können. Nur ein ähnlicher Lohn, wie er in den alten Bundesländern gezahlt wird, kann den Lehrerberuf in Sachsen wesentlich attraktiver machen. Der LandesSchülerRat spricht sich hierbei jedoch gegen eine Verbeamtung der Lehrer aus, später zu zahlende Pensionen würden die Neuverschuldung des Landes massiv fördern. Um die Vorteile eines verbeamteten Lehrers auszugleichen, müssten die Gehälter für sächsische also höher als in den alten Bundesländern sein. Laut den aktuellen Zahlen sind Gymnasien bei angehenden Lehrern beliebter als beispielsweise Oberschulen: Nur eine Eingruppierung in die gleiche Lohnklasse für alle sächsischen Lehrer kann alle Schularten für den Lehrerberuf gleichermaßen attraktiv machen. Auch die Effizienz von Rückkehrprämien, welche ehemaligen sächsischen Studenten einen Arbeitsplatz im Freistaat ansprechend machen könnten, muss kurzfristig geprüft werden.
Der Vorsitzende des LandesSchülerRat Friedrich Roderfeld dazu: „Wir warnen seit Langem vor dem sich jährlich verschärfenden Lehrermangel in Sachsen. Nun reagiert die Landesregierung zumindest etwas auf dieses Problem und plötzlich sind keine Lehrer für die Stellen da. Jetzt muss sich das Kultusministerium dringend fragen, warum das so ist. Die vermeintlich geringe Attraktivität von ländlichen Regionen wird ein Grund sein, ist aber ganz sicher nicht das einzige Argument.
Das Sachsenstipendium kann dem Bedarf nicht kurzfristig gerecht werden, es müssen schnell weitere Lösungen erarbeitet und umgesetzt werden. Der vom Kultusministerium verbreitete Slogan „Lehrer werden in Sachsen. Aus Überzeugung.“ reicht definitiv nicht aus, um unser Bundesland attraktiv zu machen.“